Jeder Mensch ist eine Marke und dieser wirtschaftlichen Erkenntnis müssen sich Künstler ebenso unterordnen wie Start-Up-Unternehmen.
Schließlich ist jeder und jede ein Betrieb, der wachsen muss und irgendwann Gewinn abwerfen soll.
Darum habe ich mir einen Hut gekauft.
Mein Hut steht mir gut
Lange Zeit schwankte ich zwischen einem Zylinder, einer Baseballmütze und einem gemusterten Hut. Ich entschied mich für einen dezenten Damenhut, schließlich wollte ich ein seriöses Image aufbauen. Um die Wirkung zu testen, empfing ich meine #ALF ohne Vorwarnung sondern mit Hut.
„Fasching ist doch erst in einem dreiviertel Jahr!“
Ehrlich gesagt habe ich einen größeren Erfolg erwartet, ich musste also meinen neuen Marketing-Plan genauer erläutern.
„Es geht um Folgendes: Nachdem du neulich meine Inseratenkampagne in der Kronenzeitung desavouiert hast, greife ich zu einfachen Mitteln. Jeder Künstler, der auf sich hält, hat heutzutage ständig einen Hut auf.“
„Auch im Bett?“, warf meine #ALF ein.
„Nur bei fremden Frauen. Bei dir nehme ich ihn selbstverständlich ab.“
Den ersten Einwand hatte ich abgewehrt. Es blieb nicht bei diesem.
„Wenn alle Künstler einen Hut tragen, wirst du mit Hut nicht besonders auffallen.“
Darauf war ich vorbereitet.
„Darum hat mein Hut eine Fliege auf! Das ist mein USP.“
Meine #ALF sieht mich fragend an.
„Unique Selling Point. Alleinstellungsmerkmal. Ich habe mir in einem Fortbildungskurs betriebswirtschaftliche Kompetenz erworben. Um in der Kunst-Challenge mithalten zu können.“
„Eine Fliege als individuelles Merkmal? Die sieht man doch nicht mal richtig. Das wird nichts.“
Als vorausblickendes Start-Up-Unternehmen als Ich-Künstler-AG hatte ich selbstverständlich einen zweiten Business-Plan zur Hand.
„Dann führe ich eben Plan B durch.“
„Und der wäre?“
„Ich lasse mir am Praterstern ein paar Pekerln machen.“
Meine #ALF bekommt Fragezeichen in den Augen.
„Ein Pekerl ist der Wiener Fachausdruck für Tätowierungen. Und damit ich unter all den Gepekerlten auffalle, habe ich als Vorlage ein wunderbares Graffiti gewählt. Ich bin dann die körperliche Konnotation zur Street-Art. Das heißt Straßenkunst!“, ergänze ich, ganz einfühlsamer Künstler und zeige ihr einen Ausschnitt.
„So etwas Hässliches habe ich noch nie gesehen, nicht einmal im Gänsehäufl.“
„Und damit werde ich der erste Schriftsteller, den niemand vergisst. Vom Look her gesehen.“
Sie sieht mich verzweifelt an. Dann nimmt sie den Hut mit der Fliege.
„Bitte nimm den Hut. Er steht dir wirklich gut.“