Alkoholiker gibt es bekanntlich in jeder Bildungsschicht, besonders in der höheren. Hicks. Gut, das war jetzt ein wenig „fishing for compliment” wie wir Griechen sagen. Daher: back to the hups. Also roots. Und damit meine ich Wurzeln.Wein & Co ist ein Weingeschäft, das aufgrund seiner Preise – ich meine natürlich Qualität – auf jene Zielgruppe fixiert, die privat der Poesie zugeneigt ist. Schlichtes Trinken reicht dort nicht aus und deshalb beschäftigt man sich gleichzeitig mit Kunst, die mindestens so hoch ist wie die Weinpreise.
Teuer ist aber schon so alltäglich, dass Wein & Co Poesie mit Wein vermanschen muss, um einigermaßen aufzufallen. Besser gesagt cuvéetieren, so nennen die Weinbauern das Vermanschen, damit es besser klingt. Hier der Cuvée einer Werbezusendung des verblassenden Sommers 2007.
In Südtirol gibt es nämlich, nach Jahrzehnten des nur mit einem Grappa trinkbaren „Kalterer Sees” neuerdings Winzer, die „anders sind in vielerlei Hinsicht, als Winzer und als Mensch”.
Gut, das haben wir verstanden: Winzer ist nicht gleich Mensch.
Wenn aber das eine mit dem anderen zusammentrifft, dann geht’s rund in Südtirol!
„Die Idee einer Symbiose zwischen Natur und Technik, Himmel und Erde, Geschichte und Zukunft, als Auslöser für unsere ehrgeizigen Projekte zu schaffen – Ein ganzheitliches Wirtschaften, bei dem Mensch und Umwelt im Mittelpunkt stehen.” (Grammatikfehler stammen aus der Werbebroschüre.)
Dass bei diesen hehren Zielen noch ein Wein rauskommt, ist nahezu ein Wunder! Aber lesen wir weiter, dann verstehen wir es.
„Wer XY (Name der Redaktion bekannt) über seine Projekte reden hört und den ultimativen (?) Keller betrachtet, versteht seine Weine besser. Hier wird mit Solarzellen Strom erzeugt, Kühle durch den Fels in den Keller transportiert, Fässer mit Musik beschallt (naja, Fässer werden beschallt, weil es sich um die Mehrzahl handelt, aber wie gesagt, hier wird jeder Grammatikfehler original übernommen), die sich nach der Intensität des Windes richtet (Bach beruhigt den Wein!) und allerorts finden sich positive Materialien.”
Ob mit Bach der Komponist gemeint ist oder fließendes Wasser, darüber schweigt der Prospekt. Immerhin, wir wissen nun, dass Bach beruhigt.
Das sieht man auch an den Mitarbeitern, die überall rumstehen:
„Lächelnde, in ihrer Mitte ruhende Mitarbeiter.”
Was sie getrunken haben, weiß man nicht. Ich nehme an, es handelt sich nicht um den „extrem limitierten Top-Merlot”, den uns Wein & Co um schlichte 44 Euro zur Verfügung stellt.