Die Medienlandschaft Tirols besticht durch ihre ungeheure Vielfalt, die der Baumvielfalt oberhalb der Baumgrenze entspricht.Ein besonders schöner Medienbaum ist das „Stadtblatt“, eine Wochenzeitschrift mit immer wieder erstaunlichen Neuigkeiten – um nicht zu sagen: news. Das alles kostenlos und ungefragt jeden Freitag im Postfach.
Am 8. Oktober 2008 las ich beispielsweise eine Reportage über die Reise einer Innsbrucker Gemeinderätin in die Berge, nach Vill. Dieses Dörfchen gehört zwar zu Innsbruck, aber irgendwie hat der Besucher das Gefühl, bereits auf einer Alm zu sein. Ein paar hübsche Häuser, ein Brunnen, eine Kirche – alles, was der Mensch braucht. Wiesen in Hülle und Fülle, ein Paradies für Kinder.
Und was sieht das Auge der Gemeinderätin? Einen Spielplatz!
Die Dame ist entzückt und verkündet überrascht:
„Als ich vergangene Woche auf Werbetour war, entdeckte ich den Platz. Trotz schönen Wetters waren aber keine Kinder dort.“
Tja, wahrscheinlich reichen ihnen die paar Quadratkilometer, die um den Spielplatz rumliegen – die heutige Jugend ist ja sowas von undankbar!
Dabei, ergänzt die Frau Gemeinderätin – sie heißt übrigens Waibel und kämpft für die ÖVP – sei das sehr schade, der Platz ideal:
„Er ist abgezäunt, aber trotzdem auch von außen gut einsehbar und es besteht keine Gefahr hinsichtlich des Straßenverkehrs.“
Kein Wunder, die nächste Straße ist etwas entfernt, aber der überzeugendste Vorteil:
„Auch Drogenspritzen und Hundstrümmerln findet man keine.“
Wer hätte das gedacht!
Ein Spielplatz ohne Drogenspritzen – und das inmitten der Alpen! Und die Bevölkerung nimmt dieses tolle Angebot nicht an.
Schade, findet die Gemeinderätin:
„Hier könnten locker 20 Kinder gleichzeitig spielen.“
Beeindruckend – wie wäre es mit einem Shuttlebus? Und Aufsichtspersonal, sonst entwischen die lieben Kleinen in die ungepflegte Natur.