In Zeiten allgemeiner Ratlosigkeit haben nicht nur Wortverdreher Konjunktur, auch die Worterfinder arbeiten hart.
Objektiverweise müssen auch die Wortverdreherinnen und Worterfinderinnen genannt werden, denn bei diesem Berufsfeld handelt es sich keineswegs um eine ausschließlich männliche Domäne.
Als die österreichische Innenministerin für eine bankrott gegangene Kärntner Bank eine „Si Es Ai“ (englisch für CSI = Crime Scene Investigation, ausgesprochen „kraim sien investigäschn“) ins Leben rief, was etwa so viel wie Spurensicherung oder Ermittlungen am Tatort bedeutet, staunte das Land. Wir sind so klein und haben schon, wie die großen USA, eine „Si Es Ai“, bekannt aus der Fernseh-Doku „CSI Miami“ (ausgesprochen „Si Es Ai Maiämi“)?
Wenig später wurde sogar eine „task foas“ ins Leben gerufen, worauf Schaudern und Zittern die Kriminellen ergriffen und sie selbst alsbald darauf die Flucht. So hatten zumindest Innenministerin und Justizministerin gehofft. Sie irrten bekanntlich, woraus zu lernen ist, dass neue Wörter keine Verbrechen aufklären helfen.
Liebe/r Leser/in!
Ähnliches gilt für die problematische Geschlechter-Schreibweise, sie ersetzt nicht die Gleichberechtigung. Das Bienen-I, pardon: Binnen-I wurde verbannt, es heißt nun nicht mehr etwa „liebe MitbewerberInnen“, sondern „liebe/r Mitbewerber/in“, aber die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern haben sich dadurch nicht verändert. Das alles ist nicht hübsch anzusehen, deshalb lösen korrekte Schreiber/innen das Problem, indem sie immer neue, weitgehend geschlechtsneutrale Wörter verwenden. Aus Student/innen werden „Studierende“, aus Lehrer/innen „Lehrpersonen“, aus Damen und Herren „Alle“.
Was Menschen davon abhält, weibliche und männliche Formen zu verwenden, weiß ich nicht. Vielleicht ist es der Zeitdruck, immer mehr Unsinn in immer kürzer werdenden Zeitabständen zu produzieren?
Egal, liebe Leserinnen und Leser! Mir gefällt diese Anrede weit besser als irgendwelche Schrägstriche oder Binnen-Is oder gar der Zuruf: Liebe Alle!
Allerdings finde ich es schlicht verblödend, wenn der Hang zum Englischen sich mit deutschen Grammatikregeln verbindet. So gesehen beispielsweise in einer Zeitschrift von Ö1. Als Verantwortliche (welch nettes, eindeutiges Wort) wurde dort eine Producerin genannt. Produzentin klang der Redaktion wohl zu verständlich und der englische Ausdruck Producer zu männlich.
Nun gibt es im Englischen — zumindest sprachlich — keine Unterscheidung zwischen einer Produzentin und einem Produzenten, aber das macht nichts: Ö1 will anscheinend auch mitmachen bei der Verblödung durch Wörter.
Daher verabschiede ich mich von meinen Reader/_Innen und Friends/_Innen, bis demnächst!