Ein weit verbreitetes Vorurteil über kleine Hunde besagt, dass sie umso lauter bellen, je zwergenhafter sie geraten sind.
Auch bei Menschen von kleiner Statur heißt es, dass sie besonders gefährlich seien. Zum Beweis werden Napoleon (1,68 m), Putin (1,70 m), Prinz Eugen (1,50 m), Stalin (1,64 m), Lenin (1,65 m) oder Sarkozy (1,69 m) genannt. Große Menschen hingegen sind demnach für Frieden und Freiheit zuständig wie Barak Obama (1,85 m), Abraham Lincoln (1,93 m) und Nelson Mandela (1,83 m).
Alfred Adler, der österreichische Erfinder des Minderwertigkeitskomplexes, nannte das Phänomen der kleinen Wichtigtuer und Selbstüberschätzer auch „Napoleon-Komplex“. Unser schönes Land, das einst die Großmacht Kakanien war, wurde ja auf Befehl von außen gesund geschrumpft und hat sich von dieser Schlankheitskur noch immer nicht erholt. Aus der stolzen Dogge, in deren Reich die Sonne nicht unterging, wurde ein Chihuahua, der sich nun durch besonders lautes Gekläffe bemerkbar machen muss.
Computerkenntnisse: exzellent!
So ist es logisch, dass die Österreicher (und wie immer -innen) sich gerne groß machen und etwa zu 78% sicher sind, dass sie „sehr gute“ oder zumindest „eher gute“ Fähigkeiten im Bereich Computer haben.
Wauwau!
Die Österreichische Computer Gesellschaft überprüfte diese Selbsteinschätzung und kam zu deprimierenden Ergebnissen: 75% haben schlechte bis sehr schlechte Grundkenntnisse.
Wuff! Um nicht zu sagen: Uff!
Offenbar hat ein großer Teil der Österreicher den Minderwertigkeitskomplex gegen Größenwahn ausgetauscht und hält sich schlicht für großartig. Verhaltenspsychologisch gesehen eine Reaktion, die an den Chihuahua erinnert, der eine Dogge anbellt.
Aber ist der Zusammenhang zwischen Kleinheit und Wichtigtuerei überhaupt gesichert? Immerhin gibt es Menschen, die irgendwie gar nicht ins Schema passen, etwa Martin Luther King (1,69 m), Gandhi (1,64 m) oder Fidel Castro (1,91 m).
Woraus vielleicht zu schließen ist, dass die Körper- und Landesgröße als Unterscheidungsmerkmal für Charaktereigenschaften ungefähr so präzise ist wie die Unterscheidung zwischen Frau und Mann.
Dann müssten wir darüber nachdenken, ob so viele Österreicher sich vielleicht deshalb falsch einschätzen, weil sie sich für den Nabel der Welt halten.
Und warum das so ist.