Lessing hat’s geschrieben, Haydn hat’s vertont. Und die Redakteurin, die auf Ö1 ein Radiokolleg dazu gemacht hat, hält das Thema allmählich für absurd.
Schließlich arbeitete sie lange für das Produkt, vier Radioteile, gesendet auf Ö1. Ich fürchte, die Höhe des Honorars wird ihr nicht erlauben, eine Zeitlang „faul“ zu sein.
Macht Arbeit glücklich?
„Die größten Feinde der Arbeit sind nicht die Faulen, sondern diejenigen, die die Menschen, die gerne zur Arbeit kommen, so unter Druck setzen, dass sie am Ende krank werden. Das sind die wirklichen Feinde der Arbeit.“
Joachim Bauer, Psychiater an der Uniklinik Freiburg und Autor des Buches „Arbeit — warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht“.
Aber muss Arbeit überhaupt sein?
Gab es nicht das Versprechen „der Wirtschaft“, dass der Fortschritt genau darin besteht, dass wir immer weniger arbeiten werden?
Haben wir nicht Maschinen erfunden, damit sie uns von dem Joch der Arbeit befreien?
Und leben wir, im Gegensatz zu diesem Versprechen, nicht in einer Zeit, in der wir immer mehr arbeiten sollen? Kreativ natürlich und an allen Orten.
Darum haben wir unsere Handys immer dabei, noch besser ein Notebook und ein Tablet.
Ohne Wachstum gäbe es keine Konjunktur und ohne Konjunktur keine Arbeitsplätze und ohne Arbeitsplätze Chaos, weil niemand mehr weiß, wozu er auf der Welt ist.
Müßiggang stand Wachstumschaos
Tom Hodgkinson gibt zwei Mal im Jahr die Zeitschrift „The Idler“ heraus, was übersetzt etwa „Der Müßiggänger“ bedeutet und selbstverständlich auch eine Müßiggängerin. Sein auch ins Deutsche übersetzte Buch „Anleitung zum Müßiggang“ steht in der Tradition von Bertrand Russells Essay „Lob des Müßiggangs“, in dem der Nobelpreisträger des Jahres 1950 schreibt:
„Ich glaube nämlich, daß in der Welt viel zu viel gearbeitet wird, daß die Überzeugung, Arbeiten sei an sich schon vortrefflich und eine Tugend, ungeheuren Schaden anrichtet, und daß es not täte, den modernen Industrieländern etwas ganz anderes zu predigen, als man ihnen bisher immer gepredigt hat. Allgemein bekannt ist ja die Geschichte von dem Reisenden, der in Neapel zwölf Bettler in der Sonne liegen sah (vor Mussolinis Zeit natürlich) und der dem Faulsten eine Lira schenken wollte. Elf sprangen auf und streckten die Hand nach dem Geld aus, weshalb er es dem zwölften gab. Dieser Reisende hatte das Wesentliche erfaßt.“ (Bertrand Russell, Lob des Müßiggangs, erstmals erschienen 1935)
Und damit beende ich diesen Beitrag, schließlich soll eine gute Theorie auch in eine gute Praxis umgesetzt werden. Was gar nicht so einfach ist. Tom Hodgkinson ist mittlerweile ein so begehrter Redner, dass er kaum noch dazu kommt, faul zu sein. Bertrand Russell gestand, dass zwischen seiner Ansicht zum Thema Müßiggang und seinem Handeln ein großer Unterschied sei.
Aber vielleicht besteht der Unterschied darin, dass beide Autoren während ihrer Arbeit auch müßig sein konnten, im Sinne von: die Muße aufsuchen, die Zeit nach eigenem Wunsch nutzen.
In diesem Sinn: Ich nehme jetzt meine Kopfhörer und widme mich der Sendung „Lob der Faulheit“ von Dorothee Frank.