Stellen Sie sich vor, es gäbe einen demokratischen Staat, der eine liberal-kritische Zeitung verbietet, sagen wir: den STERN. Diesen Staat störte nämlich, dass in dieser Zeitung auch – ein wenig – nackte Haut zu sehen ist. In einem Zeitalter, in dem die Läden überquellen mit Busen aller Größen und Nacktheit zum guten Ton vieler Theateraufführungen gehört.
Würden Sie diesem Staat trauen? Oder würden Sie ihn eher als ein Relikt des 18. Jahrhunderts betrachten?
Natürlich wagt kein demokratischer Staat eine solche Aktion.
Aber ein Unternehmen! Es heißt Apple und hat die Zeitschrift STERN aus seinen „apps“ gestrichen. [„Apps“, das sind die Programme, die Apple gegen Entgelt, manchmal auch gratis, an seine Kunden verkauft. Ein großartiges Geschäft, in dem die Menge den Gewinn macht.]
Denn Apple hat ein sauberes Bild von der Welt, in der Nacktheit nicht vorkommt.
„Wer Porno möchte, kann ja zu Android gehen.“
So bringt es Steve Jobs, der Hohepriester der Applegemeinde, laut ZEIT auf den Punkt.
Android ist die Konkurrenz und hat mit Porno nichts zu tun, lediglich mit Transparenz, weil dort keine Zensur herrscht. Man kann das auch „demokratische Kultur“ nennen.
Zensur ist ihr Gegenteil – Apple löschte die STERN-Seiten mit dem Argument, die Zeitschrift biete „unangemessene Bilder“ an. Wer den STERN jemals gelesen hat, wird sich über diese Bezeichnung wundern.
Allerdings scheint es bei einigen (wie vielen?) Menschen eine Sehnsucht nach Beschränkung zu geben.
Ein deutscher Käufer wartete 21 Stunden, um endlich das neue i-pad in Händen zu halten. Und die Gesichter anderer Käufer strahlen ein Glücksgefühl aus, das an Aufnahmen erregter Frauen, Männer und Kinder erinnert, die Hitler begrüßten.
Neinnein, Apple hat mit Faschismus nichts zu tun!
Auch nicht mit Masochismus.
Apple spricht etwas in manchen Menschen an, das sich der Vernunft entzieht – und was passt auf diese Definition besser als Sekte?