Liebe FPÖ-Wähler und Wählerinnen

Liebe FPÖ-Wählerinnen und -WählerIch weiß, dass ihr überwiegend männlich und jung seid, aber es gibt unter euch ja auch Frauen.

Ich meine euch alle, Männer und Frauen: Glaubt ihr wirklich, eure Feinde sind Ausländer, Juden, Muslime, die Ostküste oder sonst wer?

 

Die Urheber eurer Unzufriedenheit sind Andere: Jene, die auf eure Kosten leben.

Es sind nicht jene Menschen, die vor Krieg und Elend flüchten. (Ihr würdet genauso handeln, wenn ihr um euer Leben, das eurer Familie und eurer Kinder fürchten müsstet.)

Diese Welt, dieser blaue Planet, ist ein herrlicher Ort. Besser gesagt: Er könnte für alle ein herrlicher Ort sein.

Wären da nicht jene, die seinen Reichtum plündern für das, was sie „Leben“ nennen. Ein Dasein, in dem immer größere Jachten, immer größerer Reichtum (auf eure Kosten) die wichtigste Rolle spielen.

Und ihr wählt eine Partei, die sich gegen eine Besteuerung von großen Vermögen ausspricht! Und dabei ist nicht das berühmte Einfamilienhaus gemeint oder das sprichwörtliche Sparbuch der Omas. Nein, es geht um Menschen, die ein paar Milliarden Euro besitzen. Etwa die Familien Porsche und Piech mit 41,5 Milliarden Euro.

Die Besitzer von Aktien — zu denen wohl nicht viele FPÖ-Wähler gehören, wenn man von ihren Funktionären mal absieht — haben sich seit 2012 über einen Zuwachs von 15 % jährlich gefreut. Wie groß war dagegen die Steigerung von Arbeitseinkommen?

Hätte eine Gewerkschaft eine Lohnsteigerung von jährlich 15 % gefordert, dann hätte es einen Aufschrei „der Wirtschaft“ gegeben. Für die Aktieninhaber eine ganz normale Steigerung.

Anders ausgedrückt: 1 % der österreichischen Bevölkerung (die Milliardäre und Millionäre) besitzen fast die Hälfte des österreichischen Vermögens. Nur Hongkong und die Schweiz haben eine höhere Dichte an diesen Superreichen. Und die FPÖ will, dass das so bleibt.

Man kann sich ausrechnen, von wem das Geld stammen soll, das für billiges Wohnen und andere Versprechungen dieser Partei kommen wird: von euch.

Wer jetzt sagt, das geht sich doch nicht aus, dem stimme ich zu. Was die FPÖ verspricht, wird (und kann) sie nicht halten.

 

Er (oder sie) wird uns befreien!

Ist euch schon aufgefallen, dass immer dann, wenn es für Reiche eng wird — seien es Adelige in früheren Zeiten, seien es andere Vermögende in unserer Zeit — , ein Mensch als Heilbringer erscheint? Als könnte ein Einzelner euch retten!

Dieser Mann (es kann, siehe Frankreich, auch eine Frau sein) soll nun alles gutmachen?

Das glaubt ihr doch selbst nicht!

Wobei der Wunsch ja verständlich ist. Ich habe zum Beispiel auch immer geglaubt, dass die Botschaft Jesu von allen gehört werden muss. „Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst.“ Aber leider: Die katholische Kirche machte daraus die Inquisition. Immerhin gibt es heute auch die Caritas und der neue Papst wendet sich beharrlich gegen diese Kräfte, die noch immer in seiner Kirche wirken.

Aber das zwickt einen nicht wirklich, wenn man sich um seinen Arbeitsplatz ängstigt und nicht weiß, wie die Wohnungsmiete bezahlt werden soll.

Aber sind daran wirklich „die Ausländer“ schuld?
Sind es nicht jene, die ihr Geld längst auf Konten verlagert haben, von denen ihr meistens keine Ahnung habt, zumindest keinen Zugang?

Es ist immer leicht, einen Sündenbock zu finden.

Den schlachtet man und wundert sich, dass danach nichts besser, sondern alles schlechter wird. Und hat später häufig nichts davon gewusst, dass viele Lämmer im Namen des Volkes, der Volksgemeinschaft, der Heimat etc. umgebracht worden sind.

Nein, liebe Wähler und Wählerinnen der #FPÖ: Ihr seid nicht debil und keine Nazis, wie es ein wenig nachdenklicher Mensch ausgedrückt hat. (Niemand sollte übrigens den Anführern von Alt- und Neo-Nazis unterstellen, dass sie dumm sind. Sie sind bloß auf ihren eigenen Vorteil bedacht und gehen über Leichen.)

Die meisten Wähler und Wählerinnen der FPÖ sind aus guten Gründen empört über die Regierenden.

Aber das sollte euch nicht dazu veranlassen, jenen Führern (und Führerinnen) hinterherzulaufen, die nach ihrer Wahl nichts tun werden für euch, sondern nur für sich. Kärnten (beziehungsweise die Hypo-Alpe-Adria) ist nur ein Beispiel aus unserer jungen Geschichte.

Wir alle bezahlen noch lange die Schulden aus diesem System. Die FPÖ bietet keine Verbesserung der Situation, sondern eine drastische Verschlimmerung.

2 Gedanken zu „Liebe FPÖ-Wähler und Wählerinnen

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