Die Weltverschwörungen

2016-04-17_kakanien_verschwoerung

Im Träumeland der Verschwörungen

Menschen haben ein – verständliches – Bedürfnis nach Erklärung der Welt, in der sie leben.

Schließlich haben sie einen Verstand – naja, das gilt nicht für alle Menschen – der nach Antworten sucht.

 

 

Wozu das alles?

Woher kommt der Blitz?
Wohin führen Kriege?
Warum gibt es Erdbeben?

Viele Fragen, die noch immer nur teilweise beantwortet werden können.

Wenn der scheinbar sichere Boden, auf dem wir uns befinden, zu vibrieren beginnt, werden auch die Fragen nach den Ursachen häufiger. Das ist der ideale Zeitpunkt für Verschwörungstheorien. Sie haben einfache Antworten auf komplizierte Fragen.

Die Ö1-Sendung „Dimensionen, die Welt der Wissenschaft“ widmete sich diesem Thema. In 30 Minuten werden einige der häufigsten „Theorien“ aufgelistet, etwa diese:

  • Kennedy wurde von der Mafia – oder von Bankiers, heute Banker – ermordet. Oder von der CIA, dem US-amerikanischen Geheimdienst.
  • Die Mondlandung ist eine Fälschung (neuenglisch: Fakte) der Filmindustrie.
  • Muslime unterwandern das christliche Abendland.
  • Die Ostküste (gemeint sind dabei jüdische Bankiers) manipulieren die Börsen.
  • Und viele andere Märchen.

Michael Butter von der Universität Tübingen unterteilt die Verschwörungstheorien grob in zwei Gruppen:
In jene, die auf scheinbar verwirrende Ereignisse schlichte Antworten geben und in jene, die sogleich die Schuldigen wissen.

Das können Juden und Muslime sein – um religiöse Ursachen zu benennen – oder Sozialisten und Kapitalisten, wenn ökonomische Ursachen im Vordergrund stehen. Derzeit eignen sich  Flüchtlinge gut als Ursache jeglicher Gefahr.

Im Mittelalter wurden die Juden für das Auftreten der Pest verantwortlich gemacht. Sie hätten „Brunnen vergiftet“, eine Redewendung, die noch immer verwendet wird. Außerdem machte man sie gerne für Ritualmorde an Kindern verantwortlich. Der sogenannte „Anderlkult“   in Tirol handelt von einer solchen Legende.

Erst 1988 machte Bischof Stecher dem Unsinn ein Ende. Die Tiroler Tageszeitung berichtete allerdings noch 2014, dass „anlässlich des Jahrestags des angeblichen Ritualmords ein „Anderlfest“, inklusive Messe, stattfinden würde.“

 

Verschwörung: kein Privileg „bildungsferner Schichten“

Wer sich über solche „Thesen“ erhaben glaubt, sollte vorsichtig sein. Michael Butter hat bei seinen Recherchen entdeckt, dass der Glaube an – zumindest heute – offensichtlichen Blödsinn vor bedeutenden Geistern nicht Halt gemacht hat.

Samuel Morse, Erfinder des nach ihm benannten Morse-Alphabets, vermutete seinerzeit, dass der damalige Papst und Fürst Metternich sich darauf geeinigt hätten, dass Katholiken die USA überschwemmen sollten.

Schließlich seien die USA ein leuchtendes Vorbild der Demokratie und daher für die Despoten(!) in Europa ein Feindbild.

Ein irgendwie bekanntes Feindbild. In Dresden etwa fürchten viele Menschen, dass Europa durch den Islam unterwandert würde. Seit Monaten gehen sie jeden Montag gegen diese religiöse Verschwörung auf  die Straße, ungeachtet der Tatsache, dass in ihrer Stadt nur wenige Muslime leben, genauer gesagt: 0,1 Prozent.

Also ein Mensch von tausend Menschen.

Überhaupt scheint es eine Art „Naturgesetz“ zu sein, dass die Angst vor Fremden umso größer ist, je weniger von ihnen vorhanden sind.

Reinhard Kreissl   nennt noch ein anderes Motiv, das Menschen glauben lässt, dunkle Mächte würden den Gang der Welt bestimmen:
„Wenn ich weiß, wie das wirklich ist, also dass die Freimaurer oder die Ostküste oder die Bilderberger oder wen sie da alles haben, dass also irgendwelche Geheimgesellschaften die Welt regieren, dann bin ich damit privilegiert gegenüber der Masse dummen Anderen.“ [Ö1, Dimensionen, 2016]

Waren einst weitgehend unbekannte Gruppen wie die Freimaurer oder die Ostküste das Feindbild, ist es heute sehr oft der Staat.

Zwar begeben sich die meisten Menschen gerne in die vom Staat (also: von uns allen) finanzierten Spitäler und Schulen.
Zwar finden es die meisten Menschen gut, dass es nach wie vor Polizistinnen und Polizisten, die ihnen in Notsituationen helfen. (Von den schwarzen Schafen sehen wir hier mal ab.)

Aber irgendwie vermuten manche Menschen auch dahinter eine Art Verschwörung.

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