Wir alle sind Opfer!

Wir Österreicher: immer Opfer!

Wir Österreicher sind arme Hunde!

25 Prozent der Frauen fühlen sich beim Autokauf nicht ernst genommen, fand der ÖAMTC heraus.

Möglicherweise sind es bei den Männern sogar noch mehr, aber das war nicht Thema. Es ging, wie so oft in Österreich, um das hiesige Opferbewusstsein!

 

 

Frauen im Autohaus

Es ist tatsächlich so, dass Autoverkäufer gerne mit Männern reden. Zumindest eine Zeitlang.

Als meine ALF (= Aller Liebste Frau) in Innsbruck ein Kabrio kaufen wollte, wandte sich der Verkäufer – warum gibt es eigentlich so wenige Autoverkäuferinnen? – an mich und erklärte mir die Vorzüge des Fahrzeuges.

Als kritischer Konsument hatte ich mich vorher über die unterschiedlichen Versionen informiert und wollte wissen, wie viele PS die Benziner hätten im Vergleich zu den Dieselmotoren. Außerdem interessierten mich Bremsverhalten, Beschleunigung und vor allem die Dezibel innen bei Tempo 130.

Da müsste er im Internet recherchieren, leider gäbe es derzeit keine Prospekte, aus denen er mir die Daten vorlesen könnte.

„Komm, wir gehen“, sagte meine ALF. „Womöglich kennt er sich im Internet so aus wie bei Autos. So lange habe ich nicht Zeit.“

Das ist mehr als zehn Jahre her und nun hat der ÖAMTC erkannt, dass Frauen beim Autokauf … Opfer sind.

margit s.* steht mutterseelenallein im Autohaus. Niemand beachtet sie, keiner kommt zu ihr. Die Verkäufer tippen am pc oder plaudern mit anderen Kollegen. Die 43-Jährige wird nicht wahrgenommen.“

In einer Umfrage stellte der Verein für Autofreunde (und seit einiger Zeit auch -freundinnen!) fest, was wir ihm auch ohne weitere Kosten hätten mitteilen können: Männliche Autoverkäufer nehmen Autokäuferinnen selten ernst. Oder übersehen sie gar!

Eine Tragödie, die mir als Mann übrigens vor zwei Monaten ebenfalls passiert ist. Beim Versuch, ein Auto zu kaufen, fand ich im Geschäftslokal niemanden vor!

Oder versteckten sich die Verkäufer vor mir?
Haben mich die Verkäufer für eine Frau gehalten? Dabei habe ich mir extra einen Drei-Tages-Bart wachsen lassen.

Womöglich sind im Bereich Autokauf nicht nur Frauen Opfer, sondern auch Männer?
Schließlich sind wir alle, vor allem wir Ösis, immer schon Opfer gewesen.

Man denke nur an den Überfall der Nazis, die wir am Heldenplatz verjagen wollten. Nichts hat es genützt, da mussten wir uns halt fügen.

Oder bei den Olympischen Spielen, als sie unseren Karli Schranz von den Wettspielen ausschlossen!

Oder die Italiener – wer sonst! – unsere Schilangläufer des Dopings überführten!

Und erst die Boykottmaßnahmen der EU, bloß weil unsere zukünftige Kanzlerpartei damals schon in der Regierung war. Leere Supermärkte, kein französischer Käse, keine deutschen Autos, keine Mortadella – es war ein Elend.

Seit 1918 geht das so, mindestens!

Damals, als sie uns die Ungarn, die Tschechen, die Slowaken, die Südtiroler und wie die Ausländer alle heißen, weggenommen haben.

Wir sind immer die Opfer.

 

Männer in der Apotheke

Zum Beispiel neulich in der Apotheke.

Ich habe zwischen meinen Augen poröse Haut. Vielleicht ist das nicht der richtige Ausdruck, den ich der Apothekerin meines Vertrauens gegenüber genannt habe, aber sie wandte sich sofort an meine ALF.

„Da haben wir etwas ganz Gutes für ihn“, sagte sie und brachte eilends eine Salbe.
„Die verträgt er sicher gut. Sie müssen halt aufpassen, dass er sie auch regelmäßig nimmt!“

Meine ALF bezahlte die Rechnung und nahm mich an der Hand.

Draußen, in der freien Natur, fühlte ich mich irgendwie mutterseelenallein und nicht wahrgenommen.

„Ist nicht so schlimm“, tröstete mich meine ALF. „Hauptsache, die Salbe hilft.“

„Danke. Aber morgen gehen wir wieder Auto kaufen. Ja? Ich brauche ein bisschen Trost.“

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