Literarische Kostproben – Der Keller

Im Keller

Unten ist der Keller

Im Herbst erscheint mein neues Buch,
Als mein Ich verschwand – Geschichten aus dem Leben ganz normaler Menschen.

Die erste Seite der zweiten Geschichte können Sie heute lesen.

Fortsetzung folgt

 

 

 

Der Keller

Im Winter war sie ständig da: die Furcht, hinuntergeschickt zu werden, in das Grab unter dem Haus. Irgendwann war es immer so weit, irgendwann drohte der Ofen auszugehen.

„Holst du mir einen Kübel Koks?“

„Gleich. Ich muss nur noch.“ Er zögerte.
„Das Auto einparken.“

Der Teppich war eine Stadt mit Straßen und Gassen. Die standen im rechten Winkel zueinander, darauf fuhren Autos. Ein VW-Bus mit Touristen, die die Stadt besichtigten. Ein Rettungsauto, das gerade zu einem Unfall gerufen worden war. Der Ford-Mustang, in dem sein Feind saß, ein Stück weiter sein Mercedes 300 SL. Neben ihm saß seine Freundin Martha, das kleine Mädchen mit den vielen Sommersprossen.

Soeben hatte er seinen Verfolger abgeschüttelt, war in eine schmale Gasse abgebogen, mit rasendem Tempo. Beinahe hätte sich sein Wagen überschlagen, aber dank seiner Fahrkünste hatte er ihn gerade noch querstellen können. Er deutete Martha mit dem Finger, still zu sein und parkte zwischen zwei Autobussen ein.

„Hol jetzt bitte den Koks!“ Die Bitte wurde zum Befehl. Er wollte ihn nicht hören, aber die Mutter gab nicht auf, wiederholte den Satz. Widerrede zwecklos.

„Leo“, sagt er zu den Autos am Teppich. Das war das Stichwort für Unantastbarkeit. Wer beim Fangenspielen „Leo“ rief, durfte nicht berührt werden.

Er nimmt den Kübel, der neben dem Ofen steht. Er scheppert, wenn er ihn trägt. Drei Stockwerke sind es in den Keller.