Österreich vulgo #Kakanien wurde von Franz Grillparzer so beschrieben:
„Hoch auf den höchsten Höhen
gedeiht am besten das Rindvieh,
da wohnen die seligen Trotteln
dem Himmel etwa am nächsten“
Leider kommt dergleichen auch in flachen Ländern vor.
Ein Schloss für die Demokratie!
Das klingt ziemlich doof und das ist es auch. Denn auch im fernen Deutschland übt man sich seit geraumer Zeit in Sachen allgemeiner Verblödung.
Als noch Kurfürsten herrschten, ließen sie ein Schloss erbauen. Und als die feudale Diktatur noch um einen Kaiser erweitert wurde, wurde das ziemlich unnütz große Gebäude zur „kaiserlichen Residenz im Deutschen Kaiserreich“.
Es waren üble Zeiten. Männer galten nur etwas, wenn sie mindestens Pfarrer oder wenigstens Adelige waren, Frauen hatten einen Stellenwert, der in etwa dem einer saudi-arabischen Frau heute entspricht.
Zwei Weltkriege später war Deutschland geteilt und das Schloss ziemlich demoliert. Das ausgebrannte Haus wurde im Auftrag der Regierung in die Luft gesprengt, was im westlichen Teil der Welt ziemliche Aufregung verursachte, denn wenige Zeit später stand an Stelle des Schlosses ein „Palast der Republik“, wie die neuen Fürsten – sie nannten sich Genossen – das Haus nannten.
„Das Volk“ stand dem Palast eher kritisch gegenüber, sie bezeichneten ihn gerne als Erichs Lampenladen. Erich war der große Vorsitzende Honnecker und Lampenladen hieß das Ding, weil so viele Lampen darin alles erleuchteten, nur nicht den Geist der Genossen.
Deutschland – alles eins!
Als Deutschland wieder eins wurde und laut Aussage zusammenwuchs, was zusammen gehörte, wurde auch der „Palast der Republik“ demoliert.
Was die Genossen können, können wir auch, dachten die neuen Herrscher und ließen ein neues Gebäude bauen. Ein Schloss für das Volk!
Wie bitte?
Eine demokratische Regierung ahmt ein feudalistisches Regime nach?
Ja.
Und darum steht in Berlin demnächst ein Schloss, finanziert von den Steuerzahlern eines demokratischen Staates. So geht Demokratie. Nicht.
Mattersburg
Im Land der Burgen, dem Burgenland, versucht man Ähnliches im kleinen Stil.
Dort hatte die sozialdemokratische Partei vor Jahrzehnten ein Kulturzentrum errichten lassen.
Es war das Modell einer neuen sozialdemokratischen Kulturpolitik, die alle Menschen einbeziehen wollte, nicht nur die Besucherinnen und Besucher von Staatsoper und Burgtheater. In dem Gebäude, das später dem Stil des „Brutalismus“ zugeordnet wurde, waren ein Gasthaus, das Literaturhaus, die Volkshochschule, eine Galerie und der Ballsaal der Stadt.
Während international versucht wird, die noch vorhandenen Gebäude des „Brutalismus“ als historische Wahrzeichen zu erhalten, beschloss die Stadt, es zu beseitigen.
Brutal auch hinsichtlich des Gründungsgedankens.
Man könnte zum Beispiel stolz darauf sein, dass in Mattersburg die Sozialdemokratie ein Zeichen setzte und Kultur für und mit den Menschen machte.
Man könnte aber auch alles wegradieren, was mit sozialdemokratischer Geschichte zu tun hat.
Die Stadt entschloss sich, trotz einer Bürgerinitiative für die Erhaltung schließlich gegen das Haus.
Das besonders Kuriose daran: Es war nicht eine neue Partei, die alle Spuren der alten verwischen wollte, es ist dieselbe Partei, die einst das Kulturzentrum errichten ließ.
Und sie scheint nicht einmal zu verstehen, was sie damit anrichtet.
Womit wir wieder bei dem Gedicht von Franz Grillparzer sind.
Geduldig sind sie, bescheiden,
Es fehlt der Antrieb zum Bösen,
Und tun sie wirklich ein Unrecht,
Wärs unrecht, sie drob zu beschuldgen.
Und Nachsicht ersetzt ihre Einsicht.
So leben sie friedliche Tage,
Erzeugen maulaffende Kinder,
Der Vater erneut sich im Sohne
Und ruhig auf Trottel den Ersten,
Wie Butter, folgt Trottel der Zweite.
In diesem Sinn: auf ein schönes und neues Jahr 2018
Ihr/euer Erich Ledersberger