Not love.
So lautet das Credo der neuen Zeit.

100 Milliarden Euro für das Militär in Deutschland, 10 Milliarden in Österreich.

Putin sei Dank.

 

 

Helden

Es gibt sie wieder, die Retter einer Nation, gar eines Volkes. Dabei hatte die Gegenwart bei uns bisher so nett und gemütlich ausgesehen. Friede in Europa seit mehr als einem halben Jahrhundert! Meine Generation kennt den Krieg, wenn überhaupt, nur aus Erzählungen der Eltern und Großeltern.

Seither fließt bei uns für die meisten der Honig, jedenfalls für alle das Wasser aus den Hähnen. Die Heizung springt im Winter an, das Benzin ist günstig. Auch der Strom fließt aus den Steckdosen. Seit der Erfindung von PC, Notebook und Smartphone überfluten uns jede Menge Spiele, die die Köpfe vernebeln und dumm machen, alles ohne Strom nicht denkbar. Der wiederum braucht Gas und Öl, das uns Russland und Saudi-Arabien liefern. Im Sinne von Herrn Schröder zwei lupenreine Demokratien. Oder so.

Alles easy, alles gut!

Und dann kam Putin.
Oder war es vorher bereits Bush, der Junior?

Sie erinnern sich noch? 2001 gab es filmisch die ‚Odysee im Weltraum‘ und den Krieg gegen ‚das Böse‘, wie es der amerikanische Präsident nannte.

Üblicherweise führt man gegen Staaten Kriege, aber gegen das Böse? Das ist ja immer und überall, wie die Musikgruppe ‚Erste Allgemeine Verunsicherung‘ schon wusste.
Also Krieg gegen alle und überall?

Ein mühsames Unterfangen, dem sich einige ‚willige Staaten‘ anschlossen. Erfundener Anlass war die Existenz von Massenvernichtungsmitteln im Irak. Wer die ‚willigen Staaten‘ waren, ist bis heute unklar. Aber irgendwie musste der junge Bush eine Allianz schmieden, denn der Angriff war völkerrechtswidrig.

Den Begriff kennen wir derzeit vom Angriffskrieg Russlands in der Ukraine. Der wiederum ist kein Krieg gegen das Böse, sondern eine ‚Sonderoperation‘.

Massenhaft tote Mütter, Väter und Kinder sind die Folge.
Der Krieg gegen ‚das Böse‘ endete für den US-amerikanischen Präsidenten offiziell bereits 2003, der Bürgerkrieg danach ging ihn nichts mehr an. Die Zahl der Toten wird zwischen 100.000 und 1.000.000 angegeben.

Das Gute

Das Gute hatte also gesiegt und wenig später siegte Präsident Trump.
Das war nicht gut für das Gute.
Auch Präsident Putin hatte in der Zwischenzeit, weitgehend ignoriert von der westlichen Welt, Tschetschenien besiegt. Putin nennt den Krieg ‚Anti-Terror-Operation‘, Russland ‚befreit‘ schließlich Länder und führt keine Kriege.

2009 ist der Krieg in Tschetschenien, pardon, die Operation beendet, ein Statthalter Putins übernimmt die Macht im Staat.
In Georgien verstehen sie die Zeichen der Zeit nicht.

„Russland hat den damaligen georgischen Präsidenten Micheil Saakaschwili provoziert, einen Fehler zu machen. Das war dann die Rechtfertigung für die russische Seite, dort militärisch zu intervenieren.“ (Gerhard Mangott)

Der Krieg dauert in Georgien fünf Tage, darauf folgt ein Waffenstillstand.
2014 besetzen russische Einheiten die Krim. Auch das ist ein völkerrechtswidriger Vorgang.

Der Westen ist ein bisschen entsetzt, es folgen Friedensverhandlungen. Alles bleibt gut.
Im Februar 2022 marschieren russische Truppen in der Ukraine ein.

Widerstand

Überraschenderweise hat sich die Ukraine jahrelang auf diesen Angriff vorbereitet. Der Widerstand ist dermaßen groß, dass Russland wackelt. Goliath soll gegen David unterliegen?

Wir wissen es heute noch nicht. Beeindruckend ist die Kraft der Menschen jedenfalls. Selbst wenn den Berichten von Russland nicht und von jenen der Ukraine nur bedingt zu trauen ist: Klar ist, so viel Widerstand hätte ich mir von Österreich 1938 gewünscht.
Der Westen reagiert neuerdings immerhin einigermaßen geschlossen. Noch.
Sprünge zeigen sich bereits. Österreich, Tschechien und Deutschland möchten noch ein bisschen warten und bis zum Winter Gas und Öl aus Russland beziehen. Härte zeigen schon und gut, aber doch nicht gleich so viel!

Mal sehen, wie das sein wird, wenn das Wasser nicht mehr aus den Hähnen, der Strom nicht mehr aus der Dose kommt, der Benzinpreis weiter nach oben geht und die Heizung nicht mehr anspringt.

Werden Helden uns retten?
Vermutlich nicht. Selbst Arnold Schwarzenegger musste sich Herzoperationen unterziehen. Und wäre fast gestorben.

Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen!

In diesem Sinn:
Ich wünsche allen einen schönen Frühling
Ihr/euer
Erich Ledersberger