Eigentlich mag ich ihn, den Kabarettisten Alfred Dorfer. Ein handwerklicher Perfektionist, der seine Texte gleich lautend in Graz und Wien und Innsbruck spricht und dabei wirkt, als sei ihm alles gerade eingefallen. Die Pointen sind witzig und intelligent, manchmal unterhalb der Schamgrenze, gerade so weit, dass sie nicht peinlich sind. Und doch.
Ja, was war das eigentlich, das mich bei der letzten Vorstellung allmählich müde werden ließ? Es waren kaum Wiederholungen aus dem letzten Programm, es gab keine Hänger, keine falschen Töne, keine – genau, es gab auch keine Meinung. Ein Kabarett für alle Meinungen, abgesehen von der Minderheit rechts draußen. Aber die sind ohnehin keine Zielgruppe als Kabarettbesucher, weil sie selbst eine Lächerlichkeit sind.
Alfred Dorfer kam mir unpolitischer als Karl Farkas vor und raunzig wie der alte Staberl in der Kronenzeitung: die Politiker sind alle pfui und wir können nix machen, außer sie zum Teufel wünschen.
Ist das nicht ein seltsames Kabarett, das jegliche Politik als Schmutz und Schund feiert? Und was folgt aus dieser Meinung, die zu nichts eine hat?
Was mich damals komisch berührte, bestätigte sich in der Kolumne von Alfred Dorfer in der Zeit. (27. März 2008)
Dort findet er eine Rede von Frau Glawischnig unmöglich und fürchtet, dass sie im Frühling zu einem letzten Mittel greifen könnte:
„Sie tritt … im Hohen Haus wieder bauchfrei in Erscheinung.“
Hahaha, da lacht der Stammtisch aus vollem Herzen – oder dem, was darunter liegt. Denn der Alfred Dorfer sagt’s allen rein, sogar den Frauen. Zumindest den grünen.
Jetzt liegt der Scherz nahe, dass der Kabarettist nicht zufällig Dorfer heißt, sondern deshalb, weil er so provinziell ist. Sonst würde er ja Städter heißen.
Aber diesen niveaulosen Witz unterlasse ich selbstverständlich!