Leider kein Titel von mir, sondern der eines Reiseführers von Wladimir Kaminski, der eigentlich Kaminer heißt, aber russische Namen sind an sich ein Problem, man denke nur an die Romane von Tolstoijewsky und Genossen.
Jedenfalls: Wer Berlin kennen lernen will, muss als Einführung das Buch „Ich bin kein Berliner“ von Wladimir Kaminer lesen. Der schreibt so witzig, dass man kaum glauben kann, dass er die „Russendisko“ erfunden hat. Ich war noch nie ein einer solchen, aber der Name klingt so sehr nach Hansi Hinterseer, dass ich auch in Zukunft nicht hingehen werde.
Jedenfalls: Berlin.
Hier war ich vor einigen Jahren, als die Stadt noch östlich die Hauptstadt der DDR war und westlich der Fluchtpunkt aller junger Männer, die nicht zur Bundeswehr wollten.
Okay, man kann auch schreiben, das war vor einem Viertel Jahrhundert, aber im Zeitalter des Jugendkultes klingt das eher disharmonisch.
Um in der Gegenwart zu landen: Berlin hat sich nicht verändert!
[Abgesehen davon, dass es keine Mauer mehr gibt und jene Straße, in der die BILD-Zeitung residiert, nach Rudi Dutschke benannt wurde. Ein später Sieg des Sozialismus in der Hochblüte des Kapitalismus.]
Noch immer grüßen die Menschen einen freundlich, bloß weil man ihnen im Haus begegnet.
Noch immer antwortet der Polizist, der die amerikanische Botschaft gemütlich bewacht auf die Frage, warum vor dem hohen Gitter noch ein weiterer Teil abgesperrt wird, dieses Mal mit einem Band:
„Damit niemand sein Fahrrad am Gitter anlehnt.“
Und wer die „Berliner Schnauze“ kennt, ahnt: Der Mann meint das nicht ernst.
Oder doch?
Lassen wir das vorläufig. Gehen wir dorthin, wo Wladimir Kaminer wohnt, auf den Prenzlauer Berg.
Und staunen wir über mediterrane Atmosphäre ohne Narzissmus, Italien ohne Berlusconi.
Im Norden.
Ausgerechnet dort, wo niemand das vermutet.
Wie schön!