So zwischendurch

Korruption

Beim Hören der neuen Nachrichten an Kurt Tucholsky gedacht und in seinen Büchern gestöbert:
„Wir kommen hier wieder an eine Art deutscher Korruption, die wegen ihres schleichenden Charakters weit gefährlicher ist als jede offene.
Sie ist praktisch niemals nachzuweisen, bewegt sich meist in den anständigsten Formen und hat uns maßlos verhaßt gemacht. Denn das ist Mentalität: gut scheinen wollen und schlecht tun.“

Schleichend ist der falsche Ausdruck, denn was in den letzten Wochen und Monaten publiziert wurde klingt eher nach „voller Galopp“.
Ehemalige FPÖ-Politiker wissen nicht, dass man Einkommen versteuern muss, auch wenn es sich um etwa 10 Millionen Euro handelt. Andernorts besteht der Verdacht, dass 45 Millionen Euro irgendwie schwarz in Liechtenstein oder sonstwo verschwanden und die Justizministerin besucht jenes Bundesland, in dem jener Mann agierte, der die „Anständigkeit“ einforderte und alkoholisiert in den Tod raste. In Tirol wundert sich niemand mehr darüber, dass ein Bürgermeister von einer landeseigenen Gesellschaft gesponsert wird, es ist nämlich so:
„Darin, in der Gewöhnung an das Skandalöse, liegt zugleich die große Gefahr.“ Standard, 5. August 2010

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