Von Brüllaffen und Co

Kinder weinen, Große brüllen

Wir haben kein Tor geschossen!

Als Arthur Janov den Urschrei erfand, ahnte er wahrscheinlich nicht, dass seine Therapie solche Folgen haben würde.

In unseren Zeiten schreien die Menschen zu jeder Gelegenheit. Therapieerfolg ungewiss.

 

 

 

Cry, Baby!

Janis Joplin sang das Lied und wenn Kinder schreien, weil ihnen etwas weh tut, ist das in Ordnung. Aber warum schreien Erwachsene neuerdings ständig?

Wer ein Fußballmatch der so genannten Champions-League (von Laien auch Pilz-Liga genannt) gesehen hat, weiß, was ich meine. Dort rennen Millionäre am Rand des Spielfeldes umher und schneiden Grimassen, dass jeder Orang-Utan im Zoo Angstzustände bekäme, wenn er diesen Wesen je begegnen sollte.

Von den Spielern will ich gar nicht reden! Die rissen sich früher sogar ihre Leiberl (= T-Shirts) vom Leib, was neuerdings verboten ist. Zum Ausgleich senden sie nun Fotos aus der Umkleidekabine, auf denen ihre arg strapazierten Leiber zu sehen sind.

Wo normale Menschen eine erotische Wölbung nach außen vor sich hertragen, sind bei ihnen nur seltsame Wülste zu sehen. Sie nennen das geschwürartige Ding „Sixpack“, mich erinnert es eher an einen statischen Döner Kebab (türkisch für „sich drehendes Grillfleisch“).

 

Permanentes Halloween

Seit der Wiederentdeckung dieses keltischen Rituals durch die Süßwarenindustrie laufen Ende Oktober Kinder mit furchterregenden Masken durch die Gegend. Im November ist glücklicherweise alles vorbei

Aber nicht auf den meisten Sportstätten! Dort werden keine Kürbisse verwendet, um Angst und Schrecken zu verbreiten, sondern die eigenen Gesichtsmuskeln.

Meister der ekligen Gesichtsverzerrungen sind Jürgen Klopp und Thomas Müller. Ihnen möchte man abends nur mit eigenem Leibwächter begegnen.

Selbst bei einst seriösen Sportarten wie Tennis und Golf wird auf Teufel komm raus gebrüllt oder zumindest der Arm nach Art eines Holzarbeiters bewegt, der gerade einen riesigen Ast durchsägt.

Ich bin gespannt, wann der erste Schachmeister aufspringt und „Fuck!“ brüllt, weil er im Spiel matt war.

 

Küchenschlacht und die USA

Aus den fernen USA sind wir gewöhnt, dass jede Veranstaltung unter großem Geschrei der jeweiligen Anhänger stattfindet. Kaum sagt eine/r etwas, schon brüllen die Zuschauer.

Warum? Keine Ahnung.

Es findet eine Art „cry for cry“ in Anlehnung an „l’art pour l’art“ statt.

Das Brüllen um des Brüllens willens hat sogar die biedere Küchenschlacht des ZDFs erreicht! Dort kochen Amateure Jakobsmuscheln und anderes Getier, das unsereins höchstens vom Namen kennt. Und das Publikum?

Es brüllt!

Eingeweihte wissen, dass es das deshalb tut, weil es ihm eine Tafel befiehlt. Aber wir ahnungslosen Zuschauer wundern uns: Was gibt es da zu brüllen?

Glücklicherweise gibt es auch Ausnahmen wie Messi (ein Argentinier!) und den Trainer von Bayern-München, Ancelotti (Italiener!!!).

Beide sind vor allem an ihren Kaugummis interessiert und freuen sich an Siegen so, wie man das früher als normales menschliches Verhalten bezeichnet hätte.

Hoffentlich wird das wieder mal modern, wollte sagen: ein Hype.

 

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