Was bedeutet es, wenn in einer Gesellschaft 49 Prozent (Umfrage des STERNs) für einen Mann sind, der seinen Titel erschlichen hat? Nicht den vererbten, den des Freiherrn, „bloß“ den universitären! Also den, der an sich mit Arbeit verbunden ist? Ist das eine Sehnsucht nach Erfolg ohne eigenes Zutun? Gar ein Protest gegen eine Leistungsgesellschaft, die immer mehr auf kräftige Ellbogen setzt als auf soziale Rücksicht? Oder ist es die Attraktivität eines Mannes, der im Blitzgewitter der Kameras steht und eine schöne Frau an seiner Seite hat? Deutschland sucht den Superstar in der Politik?
Und wenn ja: Warum bewundern dann viele einen Mann, der aufgrund seines Erbes erfolgreich ist? Also auf eine Art, die mindestens 99 Prozent der Bevölkerung verschlossen bleibt?
Der Mensch bleibt sich selbst ein Rätsel. Vor allem, wenn er in Massen auftritt.
Erfreulich ist die Nachricht, dass die Zustimmung zum Freiherrn von Münchhausen und zu Guttenberg gesunken ist: Nach seinem Rücktritt waren noch 62 Prozent für seine Rückkehr in die Politik. Vielleicht war das doch zu viel des Schlechten: zuerst eine Doktorarbeit zu fälschen und dann noch mit einer Buchveröffentlichung abzukassieren.
Das kann den österreichischen Politikern jedenfalls nicht passieren. Sie schreiben keine Bücher. Sie lassen höchstens Texte auf Twitter erscheinen. Und wenn sie schon ein Doktorat haben, dann ist das ehrlich erworben.
Nicht wahr?