Nein, nicht Balkonien, Balkanien. Österreich wird demnächst in Balkanien umgewidmet werden, obwohl das beinahe eine Beleidigung des Ostens ist. Was sich im kleinen Alpenland abspielt, kann sich höchstens noch Berlusconi vorstellen.
Eine Zusammenfassung gefällig?
Beispiel 1:
Kanzler und zukünftiger Kanzler-Nachfolger schreiben gemeinsam einen Brief an das Zeitungsmonopol Kronen Zeitung. Sie versichern dem Herausgeber, einem Medienkaiser in fortgeschrittenem Alter (ca. 90), dass sie seine Kampagne gegen die EU zur Kenntnis genommen haben und daher für eine Volksabstimmung in Sachen EU sind.
Der geistig helle Greis freut sich – die Demokratie weint.
Beispiel 2:
Im Grunde will der Medienmonarch das Beste für sein Volk. So sagt er und wir wollen ihm das glauben, denn Widerrede ist sinnlos. Drei Millionen Leserinnen und Leser sind oberflächlich gesehen ein gutes Argument.
Und so veröffentlichte er nach dem Brief der Doppelkanzler ein Gespräch mit der Außenministerin. Seiner Meinung nach sei diese im Inneren – im Herzen, dem Magen, Darm oder wo auch immer – gegen die EU. Das habe er in einem trauten Dialog von ihr erfahren. Gerade erst.
Gegenbeispiel 1:
Die angesprochene Außenministerin machte etwas Ungewohntes: sie widersprach. Dem Kaiser der Medien. Dem Mann Dichand (so heißt der Eigentümer der Kronen Zeitung).
Ungeheuerlich! Wenn nicht tapfer.
Und eine solche Eigenschaft wird in diesem Land, das die Unterwürfigkeit zu höchster Perfektion gebracht hat, nicht gern gesehen. Sie habe mit dem Herrn D. vor ungefähr einem Jahr gesprochen und er habe ihr ein unanständiges Angebot gemacht.
Nein, kein sexuelles, so umnachtet ist der Herr nicht.
Ein politisches. Sie könne die Regierung retten, wenn sie, die Außenministerin, für eine Volksabstimmung sei.
Frau Plassnik – und diesen Namen sollten sich alle merken – hat dieses Angebot abgelehnt.
Bravo!
Immerhin, es gibt Widerstandskämpfer.
Eine Widerstandskämpferin, genau gesagt. Das ist eine Seltenheit in diesem Land. Dabei muss Frau Plassnik gar nicht riskieren erschossen zu werden.
Wenn selbst das als mutige Tat gesehen werden muss, kann die Welt sich vorstellen, wie gut der Gedanke der Demokratie in Balkanien verankert ist.