Rechtschreibreform 2013

2013-01-08_rechtschreibreform_teil1

Der Kampf um die deutsche Sprache ist bekanntlich verloren und wir stehen vor dem Problem, wie es nun weitergehen soll. Die englische Sprache hat gewonnen, wie gehen wir damit um? Wer das Verschwinden von Wörtern wie Zwutschkerl, Erdäpfel oder Schlagobers bedauert, kann ebensogut das Verschwinden des Mittelhochdeutschen betrauern, wir Gegenwärtigen müssen uns der Wirklichkeit stellen.

Vorwärts in die Zukunft!

Der Fortschritt schreitet fort, das ist sein Sinn, auch wenn es sich bei diesem Satz um eine Tautologie handelt. Auch das ist ein Fremdwort, das kaum jemand versteht, warum also nicht englische Wörter anstatt deutscher verwenden? Ekwipment, Setting, Tool — auch diese Wörter verstehen nicht alle und genau das macht ihren Charme aus. Man kann so herrlich mit ihnen jonglieren oder sie als Keule verwenden, um andere von der eigenen Klugheit zu überzeugen. Wer kann schon widersprechen, wenn jemand das „Setting der Items, mit denen Kompetenzen evaluiert werden“ lobt?

Allerdings bleibt das Problem der richtigen Schreibweise. Große Teile unserer Bevölkerung können nicht recht schreiben, auch nicht richtig rechtschreiben. Ein Blick in unsere Tageszeitungen genügt, um diese Tatsache zu untermauern.

Ein weiterer Teil, so etwa 20 Prozent, kann nicht zusammenhängend lesen. Wie sollen diese Menschen ahnen, dass „Outlet“ so ausgesprochen wird: Autlet? Und „Sale“ Seil? Also nicht Seil, wie das Ding, an dem Bergsteiger hängen, sondern Se-il? Was wiederum Ausverkauf heißt?

Lassen wir einmal das Problem beiseite, dass manche nicht einmal wissen, was „Deadline“ bedeutet — woher sollen sie erst einmal wissen, dass „ea“ wie „e“ und „line“ wie „lain“ ausgesprochen wird?

Vom Klang der Wörter

Als erster wichtiger Schritt muss deshalb das Englische in das Deutsche wortmalerisch übertragen werden. Was bei Majonäse bereits gelungen ist, muss auch bei „Outdoor-Activities“ möglich sein. Wir gehen nicht mehr außer Haus, um zu laufen („tschoggen“), sondern haben „Autdohr-Ektivities“. „Indohr“ machen wir höchsten „Krantschis“ oder „Sitaps“, wenn wir nicht zu den „Kautsch Potätos“ gehören. Für einen Abschlusstermin haben wir eine „Dedlain“ und wenn unsere Arbeit gelungen ist, überschreiten wir die „Bentschmark“. Das ist „kuhl“, denn vielleicht ergattern wir damit einen Platz an einer „Junivörsiti“, die uns „Liderschip“ beibringt.

Legen wir die Latte, also die „Bentschmark“, für den „Startap“ nicht zu hoch, beginnen wir einfach, also „isi“.

Die Rechtschreibreform 2013, die ich auf den Weg — also „on se rod“ — bringen will, macht nur Sinn — „meiks sens“ — , wenn schon Jugendlichen klar wird, dass unser ABC weiterhin A Be Ce ausgesprochen wird und nicht Ei Bi Ci. Das wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung und danach können sie sich entspannt dem Übersetzen widmen, einer „Ektiviti“, die erst nach diesem grundlegenden Schritt erfolgen kann. Das richtige Lesen ist ein „Tuhl“, ohne das wir nicht zu den Inhalten der Wörter vordringen können.

Mehr Integration!

Darum fordere ich die Integration des Englischen in unsere Schreibweise! Das „Ekwipment“ dafür haben wir weitgehend, auch wenn das englische „th“ unterschiedlich falsch ausgesprochen wird („se“ oder „fe“, je nach Sprachfehler) und es keinen deutschen Buchstaben dafür gibt. In diesem Fall müssen wir uns bloß auf eine Schreibform einigen — ich bevorzuge „se“ — , für alle anderen Buchstaben gibt es kein Problem.

„Okay“, die übliche Form des deutschen „Mhm“, lautet schlicht „okei“ und wird ebenso oft wiederholt wie „mhm“; die Abteilung nennt sich „Dipartment“; der Begriff für klischeehafte Formulierungen „Wörding“. Die früher schlichte Handelsakademie heißt  „Bisness í„kädemi“, der Wiener Oide „Duud“, Qualifikationsrennen nennen sich „Kwolifeiing“ und eine Direktübertragung davon im Internet „Laifstriem“.

Das bedeutet nicht, wie schon erwähnt, dass man alle diese Wörter verstehen muss! Wer kennt schon den Unterschied zwischen den deutschen Wörtern Bedarf und Bedürfnis? Oder den von Bruttoinlandsprodukt und Bruttosozialprodukt? Wahrscheinlich nicht einmal unsere Finanzministerin. Aber zumindest die Aussprache sollte stimmen.

Bätschella, nicht Bachelor!

Es klingt einfach nicht professionell, wenn ein Tiroler Abgeordneter „Bachelor“ sagt statt „Bätschella“, bloß weil im Manuskript keine deutsche Aussprache simuliert wird. Ein Problem, das häufig für Verwirrung sorgt. Vor Jahren übernachtete mein Freund Pernicka (ausgesprochen: Pernitschka) in einer französischen Jugendherberge. Eine freundliche Dame rief ihn über Lautsprecher aus, man suche einen Herrn „Peurniská“ mit stimmhaftem „s“. Ein wunderbares Beispiel für die Integration eines österreichischen Namens mit Migrationshintergrund, leider fühlte sich Herr „Pernitschka“ nicht angesprochen.

Darum sollten wir die englische Sprache in unsere Schreib- und Redeweise „embedden“, also einbauen. Die Engländer mögen einen „Rucksack“ tragen und ihn auch so aussprechen, wir nennen ihn schlicht „Bäckpäck“. Das klingt international und gibt uns das Gefühl, eine globale Größe zu sein.

Reform jetzt! – Schritt 1

Ich bin gerne bereit, diese Rechtschreibreform in diversen Arbeitskreisen („wöak gruups“) ehrenamtlich — abgesehen von den Reisespesen — zu leiten unter der Bedingung, dass sie den Namen „Große Ledersberger’sche Rechtschreibreform“ trägt.

Das Projekt benötigt in der Ausbaustufe 1 — englische Wörter lautmalerisch umwandeln — sicher einige Jahre, anschließend folgt als „wöak in progress“ die Übersetzung der neuen Wörter. Dafür ist die Mitarbeit aller erforderlich, daher rufe ich jetzt schon laut nach Papieren und Kommentaren! „Ai kohl foa pe-ipas“ also.

Ob das Unternehmen ein Erfolg wird, weiß ich nicht, denn wie schon Bob Dilen sang:
„Si änsa, mei frend, is bloin in se wind.“

Einen Versuch ist die Sache jedenfalls wert! Also „wörs. Isn‘t it?“

9 Gedanken zu „Rechtschreibreform 2013

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  5. Kakanien

    Und das ist erst der Anfang! Demnächst geht es um eine Sammlung neuer Begriffe samt Erklärungen. Falls ich nicht ein „Börnaut“ bekomme.

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