Der Leitspruch der römischen Außenpolitik (für Wissbegierige auch auf lateinisch: „divide et impera“) gilt noch immer: Teile das murrende Volk in viele Gruppen, damit die sich gegenseitig zerfleischen. Danach dürfen die Mächtigen weiter ungehindert agieren.
Und so geschieht es: Elf Parteien und Listen traten zur Landtagswahl an, die „Programme“ reichten vom Kampf gegen „Drogendealer“ über eine „andere, nicht normale Politik“ bis zur Einführung der Gesamtschule, ausgerechnet von jener Partei propagiert, die bundesweit gegen die Gesamtschule kämpft. Kein Wunder, dass viele es vorzogen, nicht die Wahlzelle, sondern das Weite zu suchen.
Aber der Kampf gegen die Demokratie ist noch nicht zu Ende!
Um die allgemeine Unzufriedenheit in weitere Untergruppen aufzuteilen, von denen jede der Feind der anderen ist, werden Konflikte zwischen Frauen und Männern, Alten und Jungen, Downhill-Fahrern und Kinderwagenbesitzern, Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern forciert.
Im Zeitalter allgemeiner Hysterie funktioniert diese Strategie wunderbar. Wer immer ein Hölzerl wie „Sexismus“, „Drogen“ oder „hohe Benzinpreise“ wirft, kann sicher sein, dass sich ganze Rudel Betroffener darauf stürzen und die richtige, endgültige Antwort auf ein unwichtiges Problem wissen. Früher nannte man das „Dogmatismus“, ihre Vertreter „Fundamentalisten“, heute wird solche Ahnungslosigkeit gerne mit „Liberalismus“ bezeichnet.
So war die Aufregung über das Radfahrverbot in der Maria-Theresien-Straße fernab jeglicher Realität. Es handelt sich nämlich um eine Strecke von etwa 200 Metern, die Radfahrer zu Fuß zurücklegen müssen, während Taxis und die Zulieferer im Schritttempo (hehe!) fahren dürfen. Klar, eine absurde Fehlentscheidung, aber lächerlich im Vergleich zum Rettungsschirm für Banken. Mir als schlichtem Fußgänger nützt das Radfahrverbot in der Fußgängerzone übrigens gar nichts, wenn ich in der Höttinger Gasse am Gehsteig von Radfahrern regelmäßig flott überholt werde. Oder von Autofahrern gestreift, weil ich nicht hurtig genug in eine der wenigen Nischen dort springe.
Ja, das regt mich auf! Und es ist im Interesse herrschender Politik, wenn ich mich darüber aufrege, während gravierende Probleme der Stadt, des Landes, des Staates ignoriert werden. Zum Beispiel das Thema Bildung und Gesamtschule oder die österreichweit höchsten Wohnkosten in Innsbruck. Oder die gesetzeswidrige Übertragung von Gemeindegut — also etwas, das uns allen gehört — an private Agragemeinschaften, die mit Bauern so viel zu tun haben wie ein Junkie mit einer Abstinenzvereinigung.
Aber darum ging es im abgelaufenen Wahlkampf nicht, lieber „polterten“ und „schäumten“ (Lieblingswörter der Boulevardzeitungen) Politiker des Landes medienwirksam und wochenlang über läppische Kleinigkeiten vor sich hin, spielten Abgeordnete „Partei-ich-wechsel-dich“ und trat ein „Team Stronach“ an, das vor der Wahl nicht wusste, welche von drei eingereichten Namenslisten die richtige ist.
Im alten Rom gab es als Ablenkung für das Volk „Brot und Spiele“, in Österreich die Komödie „Wir spielen Demokratie“. Und jeder, der genügend Geld hat, darf mitspielen.
Kein Wunder, dass es unter diesen Umständen sogar dem Kabarettisten Markus Koschuh die Stimme verschlug und er einen Auftritt absagen musste. Er ist übrigens Gast beim 4. Innsbrucker Stadtgespräch!
Am 7. Mai ab 20:00 Uhr im EarlyBird, Innstraße 55.
Ich bin schon gespannt, wie seine Wahlanalyse aussieht. Und welchen Beruf er demnächst ausüben wird. Kabarettmäßig kann er jedenfalls mit den Highlights Mary Fekter, Mister Platter oder Hatschi Strache auf Dauer nicht mithalten.
„Ich bin ein Fan der Dummheit!“
Ob Umberto Ecco, von dem dieses Zitat stammt, ein Liebhaber Österreichs ist, weiß ich nicht. Wahrscheinlich reichen ihm die Vorgänge in seiner Heimat, um in ihm Begeisterung zu wecken.
Aber weil gegen Dummheit kein Kraut gewachsen ist, wie der berühmte Volksmund weiß, sie laut Einstein mit großer Wahrscheinlichkeit unendlich ist, wende ich mich einfachen Dingen zu. Sozusagen „beck tu se ruhts“ (= zurück zu den Ruten), schließlich soll die große Rechtschreibreform fortgesetzt werden, die lautmalerische Umsetzung des Englischen ins Deutsche.
Ein echter Renner ist derzeit das „krautfanding“, noch richtiger ausgesprochen: „krau-udfanding“. Es handelt sich dabei nicht um das gemeinsame Suchen und Sammeln von Kraut, sondern darum, ahnungslose Sparer mittels irgendwelcher Ideen um ihr Geld zu erleichtern.
Um das zu erreichen, wendet man sich per Internet an alle „Juser“ und bittet sie, einen Teil ihres Geldes für, sagen wir mal: ein Projekt zu überweisen. Mit diesem Kapital können die Projektbetreiber entweder gut essen und trinken gehen oder sogar einen Film produzieren.
Wenn das einigermaßen klappt, (oder auch nicht) dann können die „Krautfander“ anschließend ein Seminar machen mit „wöak-schopps“ zum Thema „soschl midias“ und so. Dafür können sie wiederum Teilnahmegebühren verlangen, weil sie schließlich „krautfanding“ — Experten sind.
„Krautfanding“ (die Übersetzung lautet „Schwarmfinanzierung“, weil man sehr für eine Idee schwärmen muss, um sie ohne große Kenntnisse zu finanzieren) ist eine tolle Idee, weil Banken ihre Aufgabe sträflich vernachlässigen.
Wozu Banken dann einen Rettungsschirm benötigen, bleibt allerdings unklar. Oder werden damit bloß die Gagen von überzahlten Managern finanziert?
In diesem Sinn:
Veronika, der Lenz ist da!
Die Mädchen singen tralala.
Die ganz Welt ist wie verhext.
Veronika, der Spargel wächst!
Einen schönen Mai wünscht euch allen
Erich Ledersberger