Schöne Tage noch! Leseprobe 2

Schöne Tage noch - Leseprobe 2

Sieben kurze Geschichten von Menschen, deren Leben sich verändert. Manchmal mit großen, manchmal mit kleinen Auswirkungen.

Schöne Tage noch (Arbeitstitel) – Teil 2

„Das habe ich noch nie erlebt, dass ein Mann für mich kocht. Entschuldige. Sei mir nicht böse. Es tut mir leid. Entschuldige.“

Sie wandte sich diskret ab und schnäuzte sich in ihr Taschentuch. Das rührte Egon so sehr, dass er sie in die Arme nahm und fest an sich drückte. Sie drückte auch ihn, strich ihm über den Kopf.

„Entschuldige!“, rief sie aus. Und nochmals: „Entschuldige. Entschuldige!“

Da musste er sie küssen. Auf die Stirn. Auf die Ohren. Auf die Wangen. Auf den Mund.

„Die Suppe!“, schrie sie.

„Entschuldige.“ Beinahe hätte er sie vergessen.

„Ja. Natürlich. Ich. Gleich. Entschuldige.“

Wenn sie so weiter machten, würden sie sich bald voreinander verbeugen wie Japaner vor dem Harakiri. Glücklicherweise beruhigten sie sich.

Sie aßen die Suppe im Wohnzimmer und versuchten, miteinander bekannt zu werden. Aufgeregt haspelten sie die wichtigsten Daten herunter.

Die Suppe war vornehm klein und so musste Egon, also Helmut, wieder zurück in die Küche, um die Kartoffeln, die als Beilage für den Fisch dienten, in Butter und Kerbel zu wälzen. Margit umschlang ihn bei dieser Gelegenheit von hinten und er spürte wohlig ihr Verlangen, während seines parallel dazu an konkretem Volumen gewann.

Er musste sich konzentrieren, um die Kartoffeln nicht anbrennen zu lassen. Glücklicherweise hatte er eine hochwertige Pfanne mit Beschichtung gekauft, die auf niedriger Stufe stundenlang erhitzt werden konnte. Er schaltete die Temperatur herunter und drehte sich um.

„Du Guter!“, rief Margit und mit einem Mal hatte er das Gefühl, dass sie damit nicht seine Kochkünste meinte. Sie griff zwischen seine Beine, als wollte sie überprüfen, ob das gute Stück noch medium oder bereits durch sei.

Es war jedenfalls strong, auch wenn das kochmäßig kein korrekter Begriff war. Es schien ihr zu gefallen. Sie hatte keine Tränen mehr in den Augen, eher ein freudiges Leuchten.

Auch Helmut, also Egon, waren sowohl Kartoffeln als auch die Saiblinge in der Salzkruste mittlerweile völlig egal geworden. Sie stürzten ineinander, tasteten sich küssend ins Schlafzimmer, auf das Bett.

Zwei Hungernde hatten endlich die erhoffte Nahrung gefunden. Das Bett quietschte freudig unter ihren Bewegungen, die beiden Akteure näherten sich lauthals freudigen Gipfeln, um endlich erschöpft die Ruhe nach dem Sturm zu genießen.