Bildungsmisere Teil 2

Hoschschulenkreisverkehr

Pädagogische Hochschule oder Volkshochschule? Das ist hier die Frage. Und was ist eigentlich der Unterschied?

 

Österreichische Bildung

Damit keine Missverständnisse entstehen: Das ist keine Diskriminierung! Ich halte die Volkshochschulen für eine wunderbare Erfindung.

Ebenso wie die Pädagogischen Hochschulen.

Das Problem beginnt dann, wenn Institutionen glauben, mehr zu sein, als sie sein können.

„Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.“
So lautet ein alter und grammatikalisch unrichtiger Satz.

Er mag kurzfristig stimmen, langfristig führt diese Ansicht zum Scheitern.

Geschichte

Wer Lehrerin oder Lehrer werden wollte, hatte vor etwa 50 Jahren es so leicht wie Kindergärtnerinnen und Kindergärtner heute: Man besuchte nach der Pflichtschule fünf Jahre eine LBA, eine „Lehrerbildungsanstalt“. Mit 19 Jahren durfte man danach in einer Volksschule (und an Volksschuloberstufen, die gab es im ländlichen Raum noch) unterrichten. Oder eine Universität besuchen, denn der Abschluss der „Lehrerbildungsanstalt“ beinhaltete auch die Matura (= Abitur).

Diese „Berufsausbildung“ wurde bald verändert, die „Pädagogischen Akademien“ wurden gegründet. Dort war die Matura Voraussetzung, in vier Semestern wurde man für den Einsatz an Volksschulen ausgebildet, zwei Semester mehr benötigte man für jene an Hauptschulen.

Die „Pädagogischen Akademien“ waren eine Verlängerung der Schulzeit mit anderen Mitteln: Der Stundenplan war vorgegeben, Beschäftigung außerhalb der Gegenstände kaum möglich, wohl auch nicht erwünscht. Wer die Aufnahmeprüfung schaffte, konnte davon ausgehen, das Studium in der Regelstudienzeit positiv zu absolvieren.

Der nächste Schritt zur „Professionalisierung“, wie das heute genannt wird, war die Erfindung der „Pädagogischen Hochschulen“. Außer der Bezeichnung änderte sich nicht viel, immerhin wurden die dort Unterrichtenden nun zu „Professoren“, ganz ohne Habilitation, wie das an Universitäten vorgeschrieben ist.

So kommt es, dass Österreich mehr Professoren hat als irgendeine andere Nation.

Viele Hüllen ohne Fülle

Über die kuriose Tatsache, dass Österreich 14 (!!!) Pädagogische Hochschulen hat, habe ich hier bereits in einem anderen Zusammenhang („Im Bildungs-Hochstapelmarkt“) geschrieben.

Es geht aber noch abstruser: Im Juli ging eine „sensationelle“ Nachricht durch die Medien. Rektoren der „Pädagogischen Hochschulen“ meldeten etwa, dass 32% der Bewerberinnen und Bewerber an der deutschen Sprache scheiterten (in Wien).

In Niederösterreich waren es laut Kronen Zeitung 50%, laut Presse 25%.

Also was jetzt? Der Unterschied beträgt immerhin 100%!

Dass sich hier niemand auskennt, nicht einmal die Journalisten, ist kein Wunder. Die genannten Prozentzahlen lassen ja vermuten, dass an Österreichs Pädagogischen Hochschulen ein einheitliches, also standardisiertes Aufnahmeverfahren gemacht wird.

Liebe Leute! Das stimmt nicht.

Österreich hat 14 verschiedene Pädagogische Hochschulen und 14 verschiedene Aufnahmeverfahren! Wer bei einem scheitert, hat also noch 13 Möglichkeiten, Lehrerin oder Lehrer zu werden.

In Finnland sieht die Sache irgendwie umgekehrt aus: Man kann nicht als (vielleicht) an Pädagogik Interessierte/r unter 14 Prüfungsmöglichkeiten wählen (bei einer wird’s schon klappen), sondern die Ausbildungsstätten wählen jede Zehnte oder jeden Zehnten für die universitäre Ausbildung aus.

Die dauert lange, zwischen drei Jahren für Kindergartenpädagoginnen (in Österreich wird dafür gar kein Studium benötigt) und fünf bis sechs Jahren für Fachlehrerinnen.

Interessanterweise ist der Lehrberuf in Finnland hoch geachtet, schließlich sind Lehrerinnen und Lehrer für die Ausbildung der Jugendlichen zuständig.

In Österreich findet man das auch, allerdings bleibt es bei Lippenbekenntnissen: Lehrerinnen und Lehrern vertrauen hier gerade mal 66% – immerhin um einige Prozentpunkte mehr als Taxifahrern, Reiseveranstaltern und Priestern.

Aber deutlich weniger als Polizisten oder Metereologen.

 

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.