Und schon gibt es wichtige Neuigkeiten. Im Postfach wartet die Innsbrucker Qualitätszeitung „Stadtblatt“ mit vielen Sensationen.
Zum Beispiel dem Projekt der Stunde, demMuseum der Wehrhaftigkeit
„Zum Land stehen Rufzeichen“ heißt die Überschrift einer Kolumne zum Thema.
Rufzeichen sind ein Zeichen höchster Erregung — und dazu ist jeder Tiroler Journalist per Dienstvertrag verpflichtet. So auch David Nagiller, der erklärt, warum „Wehrhaftigkeit“ eine Tugend ist.
Er bezieht sich dabei nicht auf Ewald Stadler, den ehemaligen FPÖ-Wauwau und Erfinder des „wehrhaften Katholizismus“, sondern auf – erraten Rufzeichen — Andreas Hofer.
Es geht um die Schlacht am Bergisel, ein Ereignis, das außer- und großteils auch innerhalb Tirols kaum jemand kennt. Bestenfalls vermuten Einheimische und Touristen unter dem Begriff eine Schanze, die mindestens ein Mal im Jahr besprungen wird.
Aber das macht nichts, denn im „Museum der Wehrhaftigkeit“ soll das berühmte Rundgemälde, „ein bedeutendes Kulturdenkmal unseres Landes“, aufbewahrt werden.
1809 warfen die Tiroler Schützen sich in die Schlacht gegen die bösen Franzosen, die gegen Monarchie und für eine Republik kämpften. Die Monarchie siegte — und vergaß Tirol. Aber daran wollen wir nicht erinnert werden.
Jedenfalls gibt es ein hübsches Rundumbild der Schlacht, die lauter wehrhafte Tiroler zeigt.
Neues Konzept
Der Schreiber der Kolumne hinkt leider seiner eigenen Zeitung hinterher, denn ein paar Seiten weiter kann man lesen, dass jenes „Museum der Wehrhaftigkeit“ einem neuen Projekt gewichen ist, das den „Fokus auf eine europäische Geschichte der Neuzeit“ legt.
So unklar, so rätselhaft.
Uschi Schwarzl, Vertreterin der Grünen, klärt immerhin darüber auf, dass schlichte 6,5 Millionen Euro zur Finanzierung fehlen.
Eine andere Partei möchte, dass in dem neuen Museum (das klingt gar hübsch!) die „nicht verarbeitete Geschichte Tirols ihren Platz findet“.
Damit ist nicht das Verschwinden der Tiroler Juden gemeint, sondern das „Kaiserschützenmuseum und der Lückenschluss zur Besatzungszeit. Von dort kann man dann den Übergang zum Heute finden.“
Von wem diese gewundene Aussage stammt?
Erraten. Vom FPÖ Gemeinderat Christian Haager, der auch Obmann des Kaiserjägerbundes ist. Sagt jedenfalls das „Stadtblatt“.
Königin Hilde, die Erste
Innsbrucks Bürgermeisterin Hilde Zach ist ebenfalls wehrhaft. Sie wehrt sich gegen jeden Hauch von Demokratie und bestellt im Alleingang Aufsichtsräte in Gesellschaften, die der Stadt — also uns allen — gehören.
Ursprünglich hatte Demokratie etwas mit dem Volk zu tun. Es sollte bei Entscheidungen ein Mitspracherecht haben. Zum Beispiel über seine gewählten Vertreter im Stadtsenat. Hilde die Erste lebt in der Überzeugung, dass sie die gewählte Königin der Stadt ist. Sie vertrete die Stadt Innsbruck — also auch mich — und könne daher die Aufsichtsratsmitglieder bestimmen.
So habe ich mir die Demokratie nicht vorgestellt.