Wundern Sie sich auch über die neue Rechtschreibung? Und darüber, das Innsbruck seit neuestem so geschrieben wird: Inns’bruck? Glauben Sie auch, schlecht zu höhren? Weil Sie beim dritten mal noch immer nicht verstehen, was man Ihnen sagen will? Und die gerade gemachten Rechtschreibfehler kommen Ihnen bekannt vor?
Dann kennen Sie sicher den Folder „Innsbruck zum Weitersagen“. Dort finden sich hübsche Zeichnungen und Aussagen, wie gut es uns geht. Und die oben angeführten Fehler. Die meisten von ihnen im Vorwort der Bürgermeisterin. Die ist natürlich auch abgebildet und lächelt uns freundlich entgegen. Sie teilt uns mit, dass „ in Innsbruck die Sonne scheint“, dass es hier den Föhn gibt und das — oder doch dass? — Innsbruck „auf Bildung setzt“.
Dass lasse ich jetzt mal so stehen und bemühe mich, die nächsten Absätze einigermaßen fehlerfrei zu schreiben.
Shopping@night
í„ltere Menschen werden vielleicht nicht verstehen, was damit gemeint ist, daher eine Erklärung. Die „Lange Nacht der Museen“ kennen wir, die „Lange Nacht der Kirchen“ auch, da war es an der Zeit, dem Einkaufen eine lange Nacht zu widmen.
In Innsbruck fand am 7. Oktober die „größte Shoppingnacht Österreichs“ statt, wie die Monatszeitschrift „Inns’bruck informiert“ stolz berichtete. Diese „offizielle Mitteilungszeitung“, wie es im Impressum heißt, ist meine Lieblingslektüre an langen Herbst- und Winterabenden. Jeder Haushalt in Innsbruck bekommt sie, ob er will oder nicht. In der Zeitung befinden sich viele Fotos unserer Politikerinnen und Politiker, aber das hat natürlich nichts mit dem neuesten Skandal um die Vergabe von Inseraten mit Politikerfotos zu tun. Nein, „Inns’bruck informiert“ informiert!
Über „Peterle hilft“-Aufkleber – und einem Foto mit dem Vizebürgermeister. Über den „überragenden Erfolg des Sommerferien-Tickets“ – und einem Foto der Bürgermeisterin. Über die „gelungene Eröffnung der neuen Sillmündung“ – und einem Foto der Bürgermeisterin. Über ein „gesundes Innsbruck“ – und einem Foto der Gesundheitsstadträtin. Über „frisches Brot — ein Stück Lebensgefühl“ – und einem Foto der Bürgermeisterin. Über die „Gratulation zum 102. Geburtstag“ – und mehreren Fotos des Vizebürgermeisters. Und so immer weiter bis ans Ende der Zeitung.
Man kann gar nicht glauben, dass unsere Politikerinnen und Politiker bei so vielen Fototerminen noch zu ihrer eigentlichen Arbeit kommen! Wahrscheinlich brauchen sie keinen Schlaf.
Wer sind die Piraten?
Über Österreichs Skandale zu schreiben wird langsam langweilig, weil ein Ende dieser Geschichten nicht abzusehen ist. Wir sind zwar keine Bananenrepublik, aber für eine Zwetschkenrepublik reicht es allemal.
Kaum hat man verdaut, dass ein ehemaliger Finanzminister ein paar Hunderttausend Euro Bargeld im Koffer transportiert — nicht aus Eigeninteresse natürlich, sondern für die Schwiegermama — oder ein Ex-FPÖ-Geschäftsführer vergisst, seine schlappen Euromillionen zu versteuern und rechtzeitig eine Selbstanzeige macht, schon wird über neue „Geschäfte“ berichtet, die den einfachen Bürger staunen lassen.
Laut „News“ bezahlte der Lobbyist Peter Hochegger € 21.600,00 für Farbberatung an die Ehefrau eines ÖBB-Managers. Der wiederum bezahlte — im Namen und auf Kosten der ÖBB — an die Firma des Herrn Hocheggers allein im Jahr 2007 € 575.00,00 für diverse Leistungen.
Die Firma Hochegger wiederum bezahlte € 72.000,00 an den ehemaligen FPÖ-Verkehrsminister Mathias Reichhold für Telekom-Beratung, wobei Mathias Reichhold behauptet, er habe für dieses Geld den Berater Hochegger zum Thema EU-Präsidentschaft beraten.
Wer bei so vielen Beratern noch den Überblick behält, dem oder der sei gratuliert — dabei ist all das nur ein grober Einstieg in Verhältnisse, bei denen selbstverständlich für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung gilt. Schließlich hat sogar ein Herr Meischberger nicht mehr genau gewusst, was er getan hat und den berühmten Satz gesagt: „Wo woar mei Leistung?“
Darum ist es Zeit für Piraten anderer Sorte: Solche, die Transparenz fordern statt Mauscheleien. Die Demokratie ist kein Selbstbedienungsladen für Abzocker.
Cleanland
In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass ich für die folgende Ankündigung kein Beraterhonorar — außer einem Glas Rotwein, das ich selbstverständlich versteuern werde — verlange:
Am 12. November 2011 findet im Atelier die Veranstaltung „Cleanland“ statt. Ein steriler Abend zum Thema Verdrängung, künstlerisch aufbereitet mit Bildern, Installationen, Musik und Text. Von und mit Tamara O’Byrne, Uschi Tiefengraber, Georg Federspiel, Eberhard Hauff, Erich Ledersberger, Hannes Metnitzer, Dietmar Tiefengraber und Hannes Weinberger.
Vielleicht sehen wir uns dort, ab 19:00 Uhr im Atelier Tiefengraber, Wildermieming, Dorf 42 b.
Mich ärgert die Rolle der Massenmedien, die Geld einer fachlichen Berichterstattung vorziehen. Die geldgesteuerten Buchstabenverdreher haben wohl vergessen welche Verantwortung sie eigentlich haben. Massenmedien sollten ein fundamentaler Baustein der Demokratie sein, nur wo sind sie das…..