In meiner Jugend fuhren wir nach Griechenland und nahmen dafür den beschwerlichen Weg durch den Balkan auf uns. Eine gefährliche Gegend,
weil an jeder Tankstelle, an jedem Imbissladen Wegelagerer lauerten, die ahnungslose Fremde ausraubten.
Nicht mit vorgehaltener Pistole, sondern mit dem „Hütchenspiel“. Und das ging so: Ein freundlicher Mann erschien plötzlich, stellte drei Hütchen auf den Boden, zeigte ein Kügelchen und stellte es unter eines der Hütchen. Dann bewegte er die Hütchen hin und her, von links nach rechts, von rechts nach links, alles schön langsam.
„Wo sein Kugi?“, fragte der Mann. (Frauen nahmen an solchen Spielen noch nicht teil.)
Klarer Fall, hier.
Richtig! Gewonnen! Fünf Schilling! (Der Euro war damals noch in weiter Ferne und wir kamen aus Österreich.)
Eigentlich hatte man gar nicht gesetzt, aber bitte, wer wird schon einen Gewinn ablehnen. Das ist ein kindisch einfaches Spiel.
Nun also um zehn Schilling.
„Wo sein Kugi?“
Na klar, hier.
Richtig! Gewonnen! Zehn Schilling!
Noch einmal?
Aber ja doch, alles ganz einfach. Wofür halten uns diese Leute!
50 Schilling sind eine Kleinigkeit.
Die Hände des Wegelagerers gehen schneller.
„Wo sein Kugi?“
Da. Nein. Dort. Oder hier?
Verloren. Schade.
Noch einmal?
Noch einmal. Um 100 Schilling.
„Wo sein Kugi?“
Da. Nein. Dort. Oder hier?
Gewonnen! Wunderbar!
Jetzt um 500.
„Wo sein Kugi?“
Da. Nein. Dort. Oder hier?
Schade. Verloren. Auf ein neues Spiel.
Viele packte der Ehrgeiz, dabei hatten sie ungefähr die gleiche Chance wie im Casino, dort gewinnt bekanntlich immer nur die Bank.
Wer nach kurzer Zeit 1.000 Schilling verloren hatte, gehörte zu den eher dummen Menschen. Manche brachten es sogar auf 10.000 Schilling. Aber niemals verließ je ein Tourist solche Orte, an dem das „Kugi“ gesucht wurde, ohne Geld verloren zu haben.
Am klügsten verhielten sich jene, die nur zusahen — wenn sie sich nicht zu sehr auf die „Kugis“ konzentrierten, sondern auch auf ihre Geldtaschen achteten. Die kamen mitunter auch abhanden.
Wo sein Ministerium?
Die neue alte österreichische Regierung hat das Spiel für sich entdeckt und lässt uns mitspielen. Selbstverständlich verlieren wir.
„Wo sein Wissenschaftsminister?“
Gewonnen. Dort sein er. Im Ausgedinge.
„Und wo sein jetzt die Wissenschaft?“
Gewonnen. Bei der Wirtschaft. Wenn es der gut geht, geht es auch der Wissenschaft gut.
„Und welches Kugi sein ganz neu?“
Verloren! Nein, kein Kunstministerium, kein Bildungsministerium, ein, na, wo sein Kugi?
Verloren. Schade.
„Da sein Kugi: das Familienministerium!“
Noch ein Spiel? Gut?
Wo tritt Österreich nicht mehr auf? Im Ausland!
„Und wo sein jetzt der Kurz?“
Gewonnen! Dort sein er, weil schon früher viel im Ausland und große Erfahrung!
Und wo sein Frauen?
Und wo sein Familie?
Und wo sein Beamte?
Und wo sein …
Genug!
Mir ist schon ganz schwindlig. Ich gebe mich geschlagen.
Hatschi Strache, Obmann der rechtspopolustigen FPÖ, übrigens nicht. Und er hat gute Chancen, bei den nächsten Wahlen Nummer eins zu werden. Vielleicht schon bei der EU-Wahl?
Darauf wette ich ein kleines Kugi. Mindestens. Ein großes, dass es bei Fortsetzung diese Koalitionspolitik bei der nächsten Nationalratswahl so weit ist.
Denn, wie schon geschrieben: Selbstverständlich verlieren wir. Und die Bank gewinnt.