Und das schon seit November — da haben nämlich alle Christkindlmärkte Innsbrucks das Fest eröffnet. Fünf sind es im Laufe der Jahre geworden, auf denen massenweise Kitsch verkauft und Glühwein ausgeschenkt wird. Dementsprechend lustig sind die Besucher, noch lustiger sind nur noch die Betreiber der Geschäfte.
Wer noch mehr Informationen erhalten will, meine Lieblingszeitung „Inns’bruck informiert“ schreibt es, klar und transparent, wie die Stadtverwaltung nun mal funktioniert. Wer hätte etwa gedacht, dass „3.800 Glühbirnen und 3 km Lichtgirlanden für Stimmung sorgen“? Und welches Elend, wenn man uns das nicht mitgeteilt hätte! Oder dass ein Vizebürgermeister Semmeln an die „MitarbeiterInnen des Amtes für Grünanlagen verteilt“. Damit sie was zu essen haben, die Armen!
Weil es 2012 Wahlen in Innsbruck gibt, muss man und frau sich rechtzeitig in Stellung und auf Fotos zu bringen. Die derzeitige Bürgermeisterin hat es im letzten Heft auf 18 (!!!) Abbildungen ihrer selbst gebracht! Damit übertrifft sie in meinem privaten Zählspiel SdB („Such den/die Bürgermeister/in“) endlich den bisherigen Rekord von Hilde Zach, die es nur auf 17 brachte.
„Jetzt spricht der Präsident“
Das mit der Demokratie hat Gebi Mair, Abgeordneter im Tiroler Landtag, noch nicht so richtig verstanden. Neulich behauptete er, es sei ein Zeichen von verrotteter Moral, wenn der Landesrat für Finanzen und Raumordnung einerseits in einer Sozialwohnung gemeldet ist und andererseits in einem Penthouse wohnt. Dieses wiederum gehöre einem Mann, der das größte private Seilbahnunternehmen Österreichs leitet. Die Miete für etwa 150 m² samt Terrasse beträgt 800,00 Euro. Sehr, sehr günstig, noch dazu im Zentrum Innsbrucks, das die höchsten Mieten Österreichs hat.
„Der Standard“ fand eine Wohnung in vergleichbarer Lage um 2.200,00 Euro, allerdings etwas kleiner. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Ein solcher ist Gebi Mair und wollte das in einer öffentlichen (!) Sitzung des Landtags aufklären lassen.
Da reichte es aber dem ehrwürdigen Herrn van Staa und mit sonorer Stimme näselte er:
„Herr Abgeordneter Mair, jetzt spricht der Präsident … ich entziehe Ihnen das Wort.“
Denn so weit darf es in Tirol nicht kommen, dass ein junger Mensch unbequeme Fragen stellt. Noch dazu ein bloß gewählter! „Die Demokratie, das bin ich“, wird sich der alte Herr in Anlehnung an die Phrase eines französischen Kaisers gedacht haben.
Auch Herr Platter, der seit geraumer Zeit unauffällig den Landeshauptmann gibt, erwachte plötzlich und schwang sich zu einer Berichtigung auf. Der Mann kennt sich aus, er war früher sogar ein richtiger Minister und weiß daher, wie Politik funktionert.
„Es geht natürlich ums Skandalisieren. Es geht darum, jemand mit Dreck zu beschmeißen, mit dem Ziel, dass irgendetwas picken bleibt. Das ist das übliche Schema in der Politik.“
Mit anderen Worten: Es handelt sich um Nestbeschmutzung. Da fällt mir der Witz von Gerhard Bronner ein, den er oft erzählt hat. Der geht so:
Ein Mann kommt ins Hotelzimmer und scheißt hinein. (Pardon, das waren angeblich die Worte von Gerhard Bronner.)
Nach ihm kommt ein zweiter Mann in das Zimmer und sagt: „Hier stinkt es.“
Der ist dann der Nestbeschmutzer.
In diesem Sinn sollte jener, der auf Missstände aufmerksam macht, besser „Nestreiniger“ heißen. Lieber Gebi Mair, bitte weitermachen. Es gibt noch viel zu tun als Nestreiniger.
Bürgerbeteiligung
Achja, noch eine Neuerung im politischen Leben: Die Stadt Innsbruck gibt „ihren Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, regelmäßig ihre Meinung zu äußern und Gehör bei den politisch Verantwortlichen zu finden.“
Das funktioniert über das Internet und natürlich darf man das nicht so verstehen, dass man eigenmächtig eine Frage stellt. Die Fragen kommen von der Bürokratie und dazu dürfen wir uns äußerln. „Demokratie light“ sozusagen.
Da wurde zum Beispiel wissenschaftlich neutral gefragt:
„Die Maria-Theresien-Straße erstrahlt in neuem Glanz. Wie zufrieden sind Sie mit der Neugestaltung der Maria-Theresien-Straße?“
Bei so viel Glanz fällt es schon schwer, nicht begeistert zu sein. Trotzdem waren 40 Prozent mit dem Glanz „gar nicht“ und „weniger“ zufrieden. Ein eher tristes Ergebnis. Aber das macht nichts, da muss man an den Fragen noch etwas feilen, dann kriegen wir das auch noch hin.
Vorschläge für weitere BürgerInnen-Befragungen:
„Wie finden Sie das Wetter im zu Ende gehenden Herbst?
a) Sehr gut. b) Gut. c) Wunderbar.“
Oder:
„Inns‘brucks Bürgermeisterin bietet mit dem Patscherkofel und der Nordkette allen Inns‘bruckerInnen zwei wunderbare Ausflugsmöglichkeiten. Finden Sie diese Möglichkeiten
a) sehr schön b) extrem schön oder c) nahezu herrlich.“
Und weil sich die Stadtverwaltung so engagiert um BürgerInnenfragen bemüht, bin ich guter Hoffnung, dass irgendwann auch meine Anfrage an das Bürgerservice aus dem Sommer 2010 beantwortet wird.
Zum Schluss noch der Hinweis auf die Initiative „Schöner balkonien“: Sendet uns eure Fotos von kreativ gestalteten, originellen und exzentrischen Balkonen. Die Siegerin (oder der Sieger, auch Männer dürfen mitmachen) erhält den bekannten Kakanien-Award und ein eigenhändig unterschriebenes „Filzbuch“. Zusendungen bis 1. 1. 2012 an kakanien@live.de!
Ich wünsche allen viele Weihnachtsgeschenke, denn die Wirtschaft sind wir alle und die muss wachsen! Auch wenn wir dafür Schulden machen müssen.
Wer nicht!? 🙂
Ich finde d) richtig!
Was ist Ihre Meinung zu diesem großartigen Beitrag?
a) Hervorragender Stil
b) Satirisch exquisit
c) Orthographisch beeindruckend
d) Ein geniales Rennpferd