Das waren noch Zeiten, als der Schüler einer Innsbrucker Schule mit einem Bestellschein in den Rappoldipark ging, um dort für sich und
seine Mitschüler diverse Drogen einzukaufen!
Artig hatte der junge Mann Mengen und Namen der Empfänger aufgelistet, leider wurde er von einem Polizisten erwischt. Der damalige Schuldirektor hatte allerdings sogleich versichert, dass es in seiner Schule kein Drogenproblem gäbe.
Zu solchen Entgleisungen kann es in der Innsbrucker Handelsakademie nicht kommen, dort wehrt frau den Anfängen: Die neue Direktorin sorgte, kaum in Amt und Würde, sofort für Ordnung. Ihr fiel auf, dass Schüler in Jogginghosen (!) durch die Gänge schlurften. Ein eklatanter Verstoß gegen die Erfordernisse der Wirtschaft, wenn man von Berufen wie Animateur, Verkäufer in Sportgeschäften, Reinigungskraft oder Fußballtrainer mal absieht, obwohl selbst Trainer heutzutage lieber Armani-Anzüge als Adidas-Hosen tragen. Nur Erfolglose wie Apple-Gründer Steve Jobs wagten sich seinerzeit mit Rolli und Jeans (ohne Gürtel!) zu einer Präsentation.
Daher erließ die Frau Direktorin ein Verbot von Jogginghosen, weil es „in fast jedem Unternehmen einen Dresscode gibt“, wie sie dem KURIER erklärte. Nun kann zwar keine Direktorin in Österreich willkürlich solche Befehle erteilen, dafür ist der SGA, der Schulgemeinschaftsausschuss, zuständig. Dort entscheiden Lehrer-, Schüler- und Elternvertreter gemeinsam, wir leben schließlich in einer Demokratie — oder?
Mit solchen Kleinigkeiten hielt sich die Direktorin nicht auf, sie schickte „eine Checkliste an die Klassenvorstände, damit diese das Thema Jogginghose in den Klassen besprechen“, wie der Standard berichtete. Schließlich hat das Kantönli Tessin sich soeben für ein Burka-Verbot ausgesprochen, dagegen ist das Jogging-Hosen-Verbot eine nahezu liberale Maßnahme. Eine genaue Definition des Begriffs „Jogginghose“ fehlt noch, jedenfalls fällt die Lederhose, ob kurz oder lang, nicht darunter.
Positiv denken!
So wirtschaftsfördernd der Vorstoß der HAK-Innsbruck ist, bedenklich ist sein negativer Charakter. Aus der Neurobiologie ist bekannt, dass Verbote nicht motivieren, sondern schlimmstenfalls zum Übertreten anregen. Besser ist es, das Positive zu betonen!
Es soll etwa nicht heißen: „Du hast wie immer einen 5er in Mathematik“ sondern: „Dein neuer 5er ist schon viel besser als dein letzer.“
Die Frau Direktorin hat übrigens noch keine Sanktionen bei Auftreten von Jogginghosen beschlossen. Wenn es auch einen gewissen PR-Effekt hätte, wenn in Zukunft Schüler vor dem Goldenen Dachl stehen müssten, mit einem Schild um den Hals „Ich habe in der Schule eine Jogging-Hose getragen“, so raten Bildungsexperten von einem solchen Vorhaben ab.
Besser sind sanfte Empfehlungen, beispielsweise für das Tragen von Dirndl und Janker. Beides sind bodenständige Kleidungsstücke, die den Bezug zur Marke TIROL hervorheben und in nahezu allen Wirtschaftsfeldern getragen werden können. Es wäre sicher ein anmutiges Bild, wenn die Fahrer der IVB (=Innsbrucker Verkehrsbetriebe) künftig in Lederhosen ihren Dienst verrichten würden und nicht in der viel zu lässigen derzeitigen Uniform!
Selbstverständlich muss sensibel auf mögliche Erregungen geachtet werden, schon Andreas Hofer hat in seinem Sittenerlass darauf hingewiesen, denn auch das Dirndl trägt Gefahren in sich:
„Viele meiner guten Waffenbrüder und Landesvertheidiger haben sich geärgert, daß die Frauenzimmer von allerhand Gattungen ihre Brust und Armfleisch zu wenig, oder mit durchsichtigen Hudern bedecken, und also zu sündhaften Reizungen Anlaß geben, welches Gott und jedem christlich denkenden höchst mißfallen muß.“
Nicht nur das Dirndl, auch die Lederhose hat bisweilen einen sexuellen Charakter — man denke nur an die leicht zu öffnende Klappe vor dem männlichen Geschlecht.
Solche Ärgernisse müssen jedenfalls vermieden werden!