Erst kommt das Fressen?

Der moderne Narziss

Irrender Narzisst

Und dann die Moral, meinte Bert Brecht einst. Das ist ein Irrtum.

Nach dem Fressen kommt noch vieles. Etwa Brillanten im Ohr, immer längere Yachten als Penisersatz – und noch lange keine Moral.

 

 

 

Ronaldo vier Mal besser als Messi!

Zumindest hat der Fußballer des Jahres 2016 den Fußballer des Jahres 2015 bezüglich möglicher Steuerhinterziehung – es gilt wie immer die Unschuld! – um Längen geschlagen: Laut Anklage verheimlichte er 15 Millionen Euro, während es Messi nur auf vier Millionen brachte.

Nun könnte man auf Grund der Einkommen vermuten, die Sportler hätten das Fressen hinter sich und widmeten sich seit Jahren der Moral, in dem sie etwa brav Steuern bezahlen, die bekanntlich auch ärmeren Menschen zugutekommen.

Der Stundenlohn der Fußballer kann sich durchaus sehen lassen, wie eine einfache Rechnung zeigt. Laut Internet verdiente Ronaldo jeden Tag – auch wenn er weder spielte noch trainierte – 228.000 Euro, Messi 196.000 Euro.

Das Durchschnittseinkommen in Spanien betrug 2014 bei Männern 25.700 Euro, selbstverständlich pro Jahr, nicht pro Monat.

Ein spanischer Mann muss also etwa neun Jahre arbeiten, um den Tageslohn von Ronaldo zu erarbeiten, spanische Frauen benötigen dafür mehr als elf Jahre.

 

Reich wie Ronaldo! Aber wie?

Um einen einzigen Jahresverdienst von Ronaldo zu erreichen, müsste ein „durchschnittlicher“ Spanier also etwa 3.241 Jahre arbeiten, eine Spanierin 4.229 Jahre. Dabei ist der Mann schon seit einigen Jahren Spitzenverdiener!
Mit anderen Worten: Das wird sich selbst bei enormer Steigerung eines Menschenlebens nicht ausgehen.

Bei Ronaldo und Co. geht es wohl nicht mehr ums Fressen, aber warum kommt keine Moral daher? Schließlich werden aus Steuern Spitäler finanziert, Kindergärten gebaut, Schulen und Universitäten. Und daran wollen sich Großverdiener nicht beteiligen?

Irgendwas hat der alte Bertl Brecht falsch verstanden.

Fußballspiele zu teuer

Fußballspielen zu teuer!

 

Die den Hals nicht voll kriegen

Es geht hier nicht nur um Fußballer und ihre Förderer und diverse Mischformen. Der Wurstfabrikant und frühere Fußballer Ulli Hoeneß ist nach seinem Gefängnisaufenthalt wegen – ja, Steuerhinterziehung – wieder Präsident des FC Bayern und die meisten seiner Anhänger tragen ihm nichts nach.

Offenbar haben es einige „kleine Leute von der Straße“ gern, wenn sie betrogen werden. Ich nehme an, sie leben in der vergeblichen Hoffnung, irgendwann selbst dem „bösen Staat“, dessen Dienste sie auf Straßen, in Operationssälen und beim schlichten Arztbesuch gerne beanspruchen, Steuern hinterziehen zu können.

Sportmillionäre müssen allerdings aufpassen, die Geduld ihrer Fans nicht zu sehr zu strapazieren. Als der FC Barcelona einen Solidaritätsaufruf für den armen Messi startete, waren nicht alle begeistert.
Das Motto „Wir alle sind Messi“ verunsicherte spätestens beim Blick auf den eigenen Gehaltszettel.

Ein Anhänger meinte laut FAZ-Woche:
„Wir sind nicht alle Messi, denn wir betrügen den Fiskus nicht. Ich bin Barca-Fan, aber kein Betrüger.“

 

Der gekränkte Narzisst

Ronaldo hat auf die Untersuchungen wegen Steuerhinterziehung so reagiert, wie man es auch von anderen, ähnlich geprägten Persönlichkeiten wie etwa US-Präsidenten Trump, erwartet: Er ist beleidigt.

Okay, sagt der Narzisst, es gibt allgemeine Regeln und Gesetze, an die sich alle halten müssen.
Aber ich bin doch nicht alle!

Und darum wird Ronaldo Real Madrid verlassen.
Es sei denn, die Königsfamilie samt Regierung knien vor ihm nieder und entschuldigen sich.

Weil das unwahrscheinlich ist, wird Ronaldo auswandern, entweder nach Frankreich oder nach Großbritannien.

Die Mehrheit der US-Amerikaner wünschte sich das wohl auch für ihren Präsidenten Trump. Für ihn  gibt es jedoch keine Angebote aus dem Ausland.