Extraausgabe! Kurz-Analyse

Wohnkosten? Wurscht!

Wohnkosten? Wurscht!

Für unsere Freundinnen und Freunde im Ausland ist, wie ich diversen TV-Sendern entnehme, das österreichische Wahlverhalten schwer begreiflich.

Deshalb eine Kurz-Analyse der Wahlergebnisse auf Kakanien, die zum Verständnis beitragen soll.

 

Was will Österreich?

Ich vernachlässige jetzt die Tatsache, dass es „die Österreicherinnen“ und „die Österreicher“ nicht gibt, genauso wie das bei „den Amerikanerinnen“ und „den Amerikanern“ der Fall ist.

Schließlich hat etwa die Hälfte der Wählerinnen und Wähler in den USA Herrn Trump NICHT gewählt.

Es geht hier um demokratische Mehrheiten.

 

Österreich will erben!

In Österreich möchte die Mehrheit von Kurz-ÖVP und FPÖ, nämlich 57 Prozent, dass die Reichen reicher werden. Deshalb darf zum Beispiel arbeitsloses Einkommen wie Erbschaft nicht besteuert werden. So steht es in den Programmen beider Parteien.

Außerdem möchte die Mehrheit, dass nicht jedes Kind mit dem gleichen Betrag gefördert wird, sondern jene mehr, deren Eltern mehr verdienen. So fordert es die Kurz-ÖVP, sie möchte für alle Kinder einen Steuerbonus gewähren. Leider zahlen viele Menschen in Österreich so wenig Steuern, dass ihnen dieser Bonus entgehen wird.

Der Unterschied zwischen Steuerbonus und etwa Familienbeihilfe ist nämlich der, dass Familienbeihilfe für jedes Kind gleich hoch ist, während ein Steuerbonus jene bevorzugt, die mehr verdienen.

Das klingt kompliziert, daher möchte ich das nicht weiter ausführen, wer kennt sich schon in der Wirtschaft aus? Jedenfalls nicht die Absolventinnen und Absolventen einer Pflichtschule oder eines Gymnasiums und vermutlich auch nicht die einer Handelsakademie, die sich in Österreich neuerdings etwas irritierend „Vienna Business Schools“ nennen.

 

Und was will Österreich noch?
Wenig Bildung!

Eine überwältigende Mehrheit des österreichischen Wahlvolks möchte auch keine Bildung für alle Kinder.

Vier Jahre gemeinsame Schule reichen, mit etwa neun Jahren schlägt Aschenputtel erbarmungslos zu und wirft die angeblich „Guten“ ins Töpfchen (= Gymnasium) und die „Schlechten“ ins Kröpfchen (= Hauptschule, nun NMS genannt).

Dort sind sie dann unter sich, die Schlechten und die Guten. Das nennt sich laut ÖVFPÖ Vielfalt, obwohl es das Gegenteil davon ist, nämlich Monokultur.

 

Dazu möchte Österreich:
Teure Wohnungen

Obwohl das Grundbedürfnis „Wohnen“ auch in Österreich immer teurer wird, spricht sich eine Mehrheit für Wohnen aus, das sich kaum jemand leisten kann.

Während sogar die SPÖ endlich erkannt hat, dass ein Dach über dem Kopf irgendwie angenehm ist und daher Mietobergrenzen forderte, ist für die Kurz-ÖVP klar, dass das nur über Eigentum funktioniert.

Warum auch nicht?

In Innsbruck gibt es Wohnungseigentum um etwa € 5.300,00 pro m², da wird es für eine junge Familie doch kein Problem sein, für eine 60 m²-Wohnung so um die € 318.000,00 aufzutreiben! Wenn sie fleißig und leistungswillig ist!

Gemeindewohnungen sind laut ÖVP jedenfalls nicht das Mittel der Wahl, der Markt reguliert schließlich alles.

 

Und übrigens!

40 Prozent der ÖVP-Wählerinnen und ÖVP-Wähler haben angeblich nicht die ÖVP gewählt, sondern Herrn Kurz, der gar nicht zur Wahl stand.

Macht nichts, Hauptsache wir sind fesch und tauglich zum Schwiegersohn.

Die Nachricht, dass ein Viertel der Schulabgängerinnen und Schulabgänger nicht sinnerfassend lesen kann, hat selbstverständlich nichts mit dem Wahlausgang zu tun.

Vielleicht dient es aber dem Verständnis der „österreichischen Seele“.
Übrigens ein lesenswertes Buch des christlich-katholischen Erwin Ringel.