Grün-Analyse

Wahlanalyse für die Grünen

Grüne brauchen Hilfe

Das Problem der Grünen sind ihre Wählerinnen und Wähler, wie der Innsbrucker Bürgermeister-Kandidat Willi so treffend erkannte.

Weil sie überwiegend aus akademischen und bürgerlichen Kreisen stammen, sind sie weniger vergesslich.

Leider.

Schwamm drüber!

Durchschnittliche Österreicherinnen und Österreicher halten nichts von geschichtlicher Aufarbeitung.

Der Gedanke, dass man aus der Vergangenheit etwas lernen könnte, ist ihnen fremd. Darum sind ihnen Jahreszahlen wie 1934 oder 1938 unbekannt, bestenfalls erinnern sie sich an die Schmach von Sapporo. Neunzehnhundert … na egal.

Darum können sie sich auch nicht an das Hypo-Debakel mit etwa 30 Milliarden Euro in Kärnten erinnern, das wir alle noch heute artig bezahlen. Mit diesem Betrag könnte man 30 Jahre lang die Mindestsicherung aller bezahlen, aber so genau will das kaum jemand der Kurz-und-Strache-Wähler/innen wissen oder gar berechnen.

Die Grünen werden dummerweise von anderen Menschen gewählt.

Und die erinnern sich an das Rücktrittsversprechen der Wiener Vizebürgermeisterin, das sie im Falle eines Verlustes bei den Landtagswahlen abgegeben hat. Tatsächlich verloren die Grünen – und wer ist Vizebürgermeisterin geblieben? Genau.

Dann folgte das Ja der Grünen zu einem Spekulationsprojekt, will sagen: einem Wohnbau-Entwicklungsprojekt für Reiche am Heumarkt. Es rumorte an der Basis, worauf man demokratisch abstimmen ließ.

Dummerweise – ich muss den Ausdruck wiederholen – gab es eine Mehrheit gegen den Bau, also berief man sich auf die Freiheit des Mandats. Oder so ähnlich. Jedenfalls stimmten die grünen Abgeordneten für den Bau.

Zwischendurch entledigten sich frau und mann der eigenen Jugendorganisation auf eine Weise, die einem walzertanzenden Elefanten glich.

Es folgte Peter Pilz, dem man Eitelkeit vorwarf, weil er sich Unterstützung von der Basis erwartete. (Übrigens eine andere Basis als jene, die gegen den Heumarkt-Hochbau war.)

In Innsbruck sprach sich ein grüner Stadtrat für die Olympischen Spiele in Tirol aus, während andere Grüne dagegen waren.

Ein ehemaliger Grüner wandert zur ÖVP und spricht sich dort dafür aus, dass „wir Herren im eigenen Land sein müssen“.

Abgesehen davon, dass der Mann türkischstämmig ist, wie das heute genannt wird, frage ich mich als Wähler: Hat niemand von der Basis bemerkt, wes Geistes Kind der Mann ist?

Die Vorsitzende warf einige Monate vor der Wahl das Handtuch, an ihre Stelle trat die Tiroler Landeshauptmann-Stellvertreterin, die beim Sommergespräch mit Tarek Leitner nur ein positives Gefühl hervorrief: das des Mitleids. Inhaltlich war es ohnehin schwer, auf die Kürzung der Mindestsicherung in Tirol eine „grüne“ Antwort zu geben, aber Inhalte waren vor und bei diesen Wahlen ohnehin ein Randthema.

Da konnte die aus Brüssel geholte Frau Lunacek noch so klug und sachlich argumentieren, die grünen Wählerinnen und Wähler verziehen der Partei ihr jämmerliches Abstimmungsverhalten nicht.

Weil sie nämlich nicht so vergesslich sind wie andere Teile des Wahlvolkes.

Tja, blöd gelaufen. Selber schuld.