Seit Jahrzehnten kommt unser schönes Land nicht mehr in den internationalen Medien vor. Bruno Kreisky war ja der letzte Politiker, den man außerhalb Kakaniens bemerkt hat, seither herrscht Ruhe im Schrebergarten.
Aber damit ist endlich Schluss! Im heutigen Mittagsjournal des ZDFs wurde über die „Alpenrepublik“ berichtet. Der Anlass war leider eher negativ, es ging um das, was uns derzeit berühmt macht: das Hand-Aufhalten.
Als hätten wir nicht Mozartkugeln, Sängerknaben und Lipizzaner anzubieten! Harmlos schöne Produkte, die wir so vorbildlich vermarkten. Dazu die Berge, die Alpen, den Wein. Aber nein, das ZDF zeigt Bilder von Haider (FPÖ, später BZÖ) und Schüssel (ÖVP), wie sie brav nebeneinander sitzen im Porsche-Kabrio und freundlich dem Volk zulächeln.
Nicht genug damit, es folgten der Alt-Bundeskanzler am Handy mit der Frage, ob die anderen Radler links oder rechts abgebogen seien. Dann Grasser (erst FPÖ, dann BZÖ, später noch freier, nämlich „parteilos“ und Beinahe-Obmann der ÖVP), der nichts von seiner Homepage wusste, Gorbach (erst FPÖ, dann BZÖ, jetzt ausgeschlossen und ebenfalls frei), dem sein Ländle „too small“ war und schließlich der Mann, der nicht weiß, wofür er ein paar Hunderttausend Euro bekommen hat (erst FPÖ, später Trauzeuge des Finanzministers, jetzt frei).
Und noch immer ist kein Ende des Berichts abzusehen. Es folgt der Mann einer Ex-Ministerin (ÖVP), der gerne jagt, Minister Strasser (ÖVP), der einen Film nicht von der Wirklichkeit unterscheiden kann und gerne neben seiner Tätigkeit als EU-Abgeordneter sich als Lobbyist ein Körberlgeld verdient hätte.
Wenigstens zum Ende des Berichts gibt es eine gute Nachricht: Es gibt einen Untersuchungsausschuss. Wann genau? Es muss ja nicht gleich sein, meint der Reporter ironisch und deutet damit an, dass bei uns alles so lange braucht, bis es vergessen ist. Das mag schon sein, aber muss man das auch aussprechen? Schließlich könnte es auch Qualitätsmanagement sein mit der Devise „Gut Ding braucht Weile.“ Aber nein, kaum sind wir international, schon macht man sich lustig über uns.
Da muss man Nehmerqualitäten haben wie die oben erwähnten Herren, um das auszuhalten. Aber wir schaffen das! Wir sind es ja gewohnt, dass alle uns als Opfer missbrauchen. Das war schon damals so, als dieser Dingsda – wie hieß er gleich? – uns überfallen hat und wir am Heldenplatz gegen ihn demonstrierten. Nix hat er genutzt, unser Widerstand. So fügen wir uns in unser Schicksal: Wir sind Opfer und werden es immer bleiben!
Und jedenfalls unschuldig! Das ist mehr als eine Vermutung, nämlich die Wahrheit. Aber das glaubt uns leider niemand.