Oder doch Friede, Freude, Eierkuchen? Alles nicht so einfach. Die Welt ist kompliziert.
Alles Krise – oder was?
Die letzten Kriege in Europa (Balkan, Irland) sind nicht so lange her, wie manche uns glauben machen. (Siehe zum Beispiel hier auf Wikipedia.) Noch 2001 gab es „einige Dutzend Tote“ in Mazedonien, als albanische Milizen dort nach und nach Dörfer eroberten und die mazedonischen Behörden vertrieben.
Das offizielle Europa wollte davon nichts wissen, der Mythos vom friedlichen Europa könnte Schaden erleiden.
Aber lassen wir diesen kleinen Krieg beiseite und widmen wir uns den hiesigen großen Krisen und Katastrophen.
Knapp vor dem Weltuntergang
Wenn wir den Medien (und manchen Parteien) trauen, wartet hinter jeder Ecke ein Mörder und Vergewaltiger (selbstverständlich ein Mann, meistens ein Ausländer).
Außerdem verblödet unsere Jugend, die weder schreiben noch lesen kann und dieses Manko durch brutale Gewalt ausgleicht.
Es geht es uns, kurz gesagt, immer schlechter.
Darum erscheinen auch immer mehr Ratgeber für Eltern, Lehrer und überhaupt alle Menschen, damit alles besser wird, womöglich sogar gut.
Unsere Kinder, unsere Tyrannen
Michael Winterhoff, einer der viel gelesenen Untergangspropheten, veröffentlicht Bücher wie „Warum unsere Kinder Tyrannen werden“, „Persönlichkeiten statt Tyrannen“ und „Tyrannen müssen nicht sein“.
In seinen Büchern geht es nicht um Saddam Hussein oder Baschar al-Assad, sondern um unsere Jugend.
Die ist tatsächlich ein Problem.
Die kranke Jugend
Aus einer wissenschaftlichen Untersuchung, in der immerhin 1.300 Schülerinnen und Schüler untersucht worden sind, stammt der entsetzliche Befund:
„17 Prozent der Zehnjährigen litten unter Einschlafproblemen und Kopfschmerzen, 27 Prozent unter häufigem Erbrechen und Schwindel. Jedem vierten Jungen attestierten die Lehrer eine schlechte Konzentrationsfähigkeit, 16 Prozent störten gar permanent den Unterricht. Als völlig gesund gingen nur 39 Prozent der Kinder durchs junge Leben.“
Eine wahre Katastrophe, kein Zweifel!
Die Ursachen sind der „Autoritätsverlust der Eltern, die Reizüberflutung, die Beschleunigung, die Comic Books.“
Der Befund stammt aus dem Jahr 1958 und ist ein Hinweis darauf, dass sich im Lauf der Zeit nicht viel geändert hat, zumindest, was den Blick auf die Jugend anlangt.
Schon im alten Griechenland, als die Welt noch in Ordnung war und Frauen und Sklaven nicht als vollwertige Menschen galten, wurde berichtet:
„Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn í„ltere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“
Das war ein paar Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung, klingt aber so, als würden Michael Winterhoff oder Andreas Salcher die (eigene) Welt beschreiben.
Wie wirklich ist die Wirklichkeit?
Der österreichische Wissenschaftler Paul Watzlawick (im österreichischen Bildungswesen weitgehend vergessen) nannte eines seiner Bücher so.
Er beschrieb darin Ereignisse, die wir kaum für möglich halten, die aber tatsächlich passiert sind. Menschen halten bisweilen Interpretationen der Wirklichkeit für wahr, die bei genauerem Hinsehen sich ganz anders darstellen. Die Wahrheit ist nicht so einfach wahrzunehmen. Aber das nützt nur wenig.
Es sei an Kassandra erinnert: Bereits im alten Griechenland wurde jene Frau, die die Wahrheit sagte, verurteilt.
Die Wahrheit
Was also ist wahr? Zumindest etwas „wahrer“ als die vielen Vor-Urteile über unsere Wirklichkeit?
Wie gefährlich, katastrophal und krisenhaft ist eigentlich das Leben in unserer europäischen Welt?
1980 gab es in Deutschland laut einem Artikel in der Zeit 1.159 Verkehrstote unter 15 Jahren.
2013 waren es 58.
Die Welt bei uns scheint, zumindest im Straßenverkehr, um einiges angenehmer geworden zu sein.
Die Verletzungen nach Prügeleien Jugendlicher haben sich drastisch reduziert.
Die Selbstmorde, in Zeiten der Beschönigung Suizide genannt, haben sich im gleichen Zeitraum bei Jugendlichen halbiert.
Auch die Zahl der mit Gewalt gedemütigten Kinder ist, laut Kriminologischem Institut in Deutschland, um 50 Prozent zurückgegangen.
„Man sieht eine Generation, die alle Erwartungen der Gesellschaft nach Verantwortung, Leistungsbereitschaft und Familiensinn erfüllt“, schreiben die Autoren der Shell-Jugendstudie.
So viel Optimismus scheint für viele Menschen ein Problem zu sein.
Warum eigentlich?
Diese Frage kann und muss jede/r zuerst mal für sich beantworten.
Und sich davor/danach fragen, warum sie/er die Welt so sieht: krisenhaft, gefährlich, katastrophal.
Vielleicht ist alles ganz anders?
Und wer hat eigentlich Interesse daran, dass wir uns fürchten statt zu denken?
Zweifel sind der Beginn für Erkenntnis.