„Was wir gelernt haben, haben wir nicht wegen der Schule, sondern trotz der Schule gelernt.“ So lautete Kurt Tucholskys Zusammenfassung seiner schulischen Laufbahn am Anfang des vorigen Jahrhunderts.Tucholsky war Deutscher und seine Meinung kann auf die gegenwärtige Situation in Österreich problemlos übertragen werden. Mit dem Unterschied, dass in Kakanien (=Österreich) über Schule nicht diskutiert, sondern bloß gestritten wird.
In Abständen von Jahrzehnten erscheint immer wieder ein Buch, das österreichische Schulen als „Problemzone“ behandelt. Das letzte hieß „Der talentierte Schüler und seine Feinde“ und wurde von Andreas Salcher geschrieben. Der ist Betriebswirt und listet buchhalterisch viele Fehler unseres Schulsystems auf.
Ein nicht gerade innovatives Unterfangen, aber immerhin: die Medien berichteten und die Lehrer regten sich auf. Ein kleiner Adrenalinschub vor den Ferien tut immer gut, dann wird das Entspannen noch angenehmer. Das war’s dann auch und im nächsten Schuljahr geht’s im gewohnten Trott weiter.
Interessant ist die Tatsache, dass ein Betriebswirt über Pädagogik schreibt und zum Beispiel ein Jurist die Schule verändern will. Bernd Schilcher heißt er und versucht seit Jahrzehnten, eine Gesamtschule zu verwirklichen. Er war lange Jahre ÖVP-Politiker und wer diese Njet-Partei kennt weiß, was eine solche Position bedeutet.
Noch jeder Befürworter wurde dort im Laufe der Jahre zum Gegner der Gesamtschule, sonst wäre die politische Laufbahn beendet gewesen. Die Liste der Wendehälse beginnt bei Wolfgang Schüssel und endet bei Willi Molterer. Sie mutierten wie viele andere von engagierten Reformern zu parteihörigen „Bewahrern“
Was aber machen die Pädagogen?
Also jene Menschen, die an Universitäten das studieren, was irgendwie mit der Bildung der österreichischen Jugend zu tun hat?
Wer sind eigentlich diese Menschen? Haben sie einen Namen?
Was fällt ihnen zu Österreichs Schulen ein?
Wann protestieren sie gegen das Chaos an Pädagogischen Hochschulen und Universitäten?
Wo sind die Stellungnahmen der Damen und Herren Professorinnen und Professoren?
Wie geht es ihnen überhaupt, da niemand etwas von ihnen bemerkt? Da sind die einfachen Lehrer ja häufiger in den Medien zu finden als sie!
Warum schweigen sie?
Oder sind sie nur mit sich selbst beschäftigt?
Gemäß dem Motto, das Charles Silberman vor vielen, vielen Jahren so beschrieb:
Wer seinen Beruf nicht kann, wird Lehrer. Und wer das auch nicht kann, Pädagoge.