Deutsche Sprache, schwere Sprache

Von Titeln und anderen Dingen„Was die Deutschen und die Österreicher trennt, ist ihre gemeinsame Sprache.“
Dieses Zitat wird meistens Karl Kraus zugeschrieben, manchmal (und wohl richtig) Karl Farkas, aber auch Bernhard Shaw und Oscar Wilde, dann allerdings im Hinblick auf amerikanische und englische Sprache.

 

Sprache oder Kultur? Oder beides?

Im Grunde trennt keine Sprache „die“ Deutschen von „den“ Österreichern, sondern höchstens ihre unterschiedliche Kultur. (Wobei Bayern ausgenommen werden muss, dort überlegt man noch, ob Kultur überhaupt nötig ist, wo sie doch nicht an der Börse gehandelt wird.)

Wer vergangene Woche im ZDF Maybritt Illner und ihre Gesprächspartner gesehen hat und dazwischen zum „runden Tisch“ des ORFs gewechselt ist, ahnt ungefähr, was ich meine.

Man kann etwa die Pressekonferenz unserer Innenministerin zum Thema „Flüchtlingstod im Schlepper-LKW“ verfolgen und danach die deutsche Bundeskanzlerin bei einem Bürgergespräch in Duisburg-Marxloh.

Danach ist einigermaßen klar, was der Unterschied zwischen Österreich und Deutschland ist:
Hier ein Schwadronieren über tiefe Gefühlsbewegungen, dort eine Diskussion über Maßnahmen, die getroffen werden müssen.

Hier eine ständige Wiederholung von Stehsätzen — Loop nennt sich das in der Musikszene, wenn das immer gleiche Thema sich wiederholt – , dort immerhin einigermaßen konkrete Aussagen.

Denen muss man nicht zustimmen, sie dienen immerhin der klaren Sicht.

Wenn der bayrische Oberkaiser Seehofer (übrigens Mitglied einer christlichen Partei!) sagt, dass Deutschland „nicht das Sozialamt der Welt“ sei, dann weiß ich, warum die NPD in Bayern kaum Stimmen bekommt.

Immerhin weiß ich auch — wenn ich denn ein echter Bayer wäre — , welches Gedankengut, eigentlich Gedankenschlecht, ich mit der CSU wählen würde.

Lieber heiter!

Im vergehenden Sommer wollte ich es eigentlich leichter, lockerer angehen — und darum schreibe ich jetzt nichts mehr über Flüchtlinge, das tun andere zur Genüge. (Wobei in diesem Fall „genug nie genug“ sein kann. Aber mein Beitrag ist auch nur ein kleiner.)

Jedenfalls hat mir ein Freund einen Hinweis des ADAC über den Unterschied zwischen Ösis und Piefkes geschickt:

„Servus, Herr Hofrat! Blick in den Alltag“
lautet die Überschrift zu einem heißen Tipp, wie Deutsche sich in Österreich benehmen sollen.

Wir sind nämlich nach Ansicht des ADAC so geartet:
„Auf Berufs- und Amtstitel wird großer Wert gelegt. Der Herr Ingenieur trifft Frau Magister und sie sprechen sich auch so an: Ob Professor, Doktor oder Diplompädagogin – auch der Kommerzial– oder Hofrat ist namentlich ernst zu nehmen. Mit einem fröhlichen »Servus« grüßt ihn aber nur, wer mit ihm per Du ist! Überhaupt gilt: Machen Sie sich nicht über die österreichische Ausdrucksweise lustig oder imitieren sie – es ist verletzend, aber auch peinlich. Nur Kaffee sollten Sie erstens mit lang betontem »ee« und zweitens mit der richtigen Bezeichnung bestellen – kleiner Schwarzer, großer Brauner, Melange, usw.“

Ehrlich gesagt: Das ist eine recht gute Beschreibung der „österreichischen Seele“ — und dabei möchte ich gar nicht weiter darauf eingehen, wie frau und mann in Österreich zu ihren Titeln gelangen. Zumindest nicht heute.

Ihr/euer
Ehemaliger Obmann von Neu-Rosental
Präsident des Vereins KOMM
Oberstudienrat und
Professor
Mag. Erich Ledersberger

 

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