Unsere österreichischen Werte: die sozialen!

2016-03-06_kakanien_grundwerte_soziales1

Immer lächeln und grüßen!

Maslow meinte ja, die Sicherheitsbedürfnisse seien weitgehend befriedigt. FPÖ-Wähler bezweifeln das.
Aber Rechtsextreme zeichnen sich bekanntlich durch ihre Ängstlichkeit aus und weil Angsthasen nicht unser Thema sind, geht es heute um die dritte Stufe der österreichischen Grundwerte: die sozialen Grundwerte.

 

 

Sozial, was ist das schon wieder?

Auf Stufe drei (neudeutsch: level 3) der österreichischen Grundwerte nach Maslow warten die sozialen Grundwerte auf die Zugereisten.

Österreich hat (oder hatte?) beispielsweise eine Sozialdemokratische Partei.
Sie ist die einzige Partei des Staates, die immerhin das Wort „sozial“ im Namen führt.

Die ÖVP, die österreichischen Volkspartei, hat die Eigenschaft „sozial“ vor langer Zeit — also nach ihrer Karriere als Bürgerkriegspartei, damals hieß sie noch Christlichsoziale Partei — aus ihrem Namen gestrichen.

Seither stellt sie sich als ÖVP wacker gegen ihre deutschen Schwestern, die christlich-soziale und die christlich-demokratische Union (CSU und CDU).

 

Linkszweidreivier — oder rechtsund(m)arsch?

Aber auch der „sozial“demokratische Kanzler hat in einem neuen Knick vor dem, was er für die Volksmeinung hält, eine weitere Kehrtwendung seiner Politik betrieben.

Dass ihm vor lauter Wendungen ziemlich schwindlig geworden ist, verunsichert ihn keineswegs. Er hält den Links-, nein: den Rechtswalzer für eine besondere Raffinesse seiner Politik.

Abgesehen von diesen Faxen (Umfallern) demokratisch gewählter Funktionäre:
Wir Einheimischen haben ein Bedürfnis nach „sozialen Beziehungen“. Hauptsächlich wird dieses Bedürfnis durch das Grüßen befriedigt.

Wer hierzulande nicht grüßt, macht sich verdächtig.
Ist er ein Terrorist?
Ein Individualist?
Ein psychisch Kranker?

Oder gar ein Wiener?

Die Hauptstadt des Staates Österreich hat sich ja immer wieder als Hort der Seltsamkeiten entpuppt. Dort gab es in der Zwischenkriegszeit — also nicht unserer jetzigen, sondern der zwischen 1918 und 1934 — immer wieder Kuriositäten wie die Gesamtschule, sozialen Wohnbau oder Hilfspakete für Mütter mit Neugeborenen.

Mit solchen sozialen Lächerlichkeiten hat die christlich-soziale Partei, also die heutige ÖVP, 1934 gleich Schluss gemacht.

Aber Wien ist bekanntlich anders, dort grüßt man weniger als im Rest des Landes, vor allem auf belebten Hauptstraßen wirkt permanentes Grüßen etwas seltsam.

 

Grüß Gott!

Anders „am Land“, wie der Rest Österreichs gemeinhin genannt wird. Dort wird auf Teufel komm raus gegrüßt, am besten mit einem herzlichen „Grüß Gott“.

Dieser Gruß transportiert schon beim einfachen Aufeinandertreffen mehrerer Menschen einen transzendentalen und christlich-katholischen Wert.

Der schlichte Gruß „Guten Tag“, der bisweilen noch im Wasserkopf Wien verwendet wird, klingt in Zeiten des wieder erstandenen christlichen Abendlandes ein wenig verdächtig.

Für den geflüchteten Ankömmling (die Ankömmlingin) ist jedenfalls „Grüß Gott“ anzuraten. „Grüß Göttin“ steht zwar an der Grenze zwischen Bayern und Tirol, zwei wichtigen europäischen Staaten, aber den haben Extremfeministinnen dort hinterlassen. Dieser Gruß ist als Integrationsbekundung nicht empfehlenswert.

 

Grüß Ihnen!

Diese hübsche, wenn auch altertümliche Form des Grußes ist ausschließlich in Wien zu verwenden.

In Dörfern sind die Formen „Grias di“, „Servus“ (etwa im großstädtischen Bereich von Innsbruck), „Hallo“ (bevorzugt in Gebieten, die in der Urlaubssaison von germanischen Stämmen besucht werden) oder einem einfachen „He“, „Uh“ oder „í„h“ (ähnlich ausgesprochen wie das „í„h“ von Schafen oder Rindern).

Mit diesen Formeln sind die sozialen Bedürfnisse der Bevölkerung weitgehend gedeckt. Wenn es dennoch immer wieder zu Erscheinungen kommt, die das Grüßen irgendwie konterkarieren, wundert sich jeder.

 

„Er hat immer gegrüßt!“

So lautet die häufigste Aussage über Menschen, die etwa ihre Familie massakriert haben. Sei es, indem sie ihre lieben Nächsten oder zumindest Teile davon mit Beton umhüllten oder sie jahrzehntelang im Keller verbargen, eines hatten sie gemeinsam:

„Er war immer so freundlich und hat immer gegrüßt.“

So wundern sich immer wieder die Nachbarn von jenen, die ihre Familie oder — seltener — Fremde unerwartet ins Jenseits befördert haben.

Das bestätigt allerdings nur die Regel, dass Ausnahmen dieselbe, also die Regel, bestätigen.

Wenn alle grüßen, müssen logischerweise darunter auch jene sein, die einander umbringen.

Dennoch gilt: Es wird gegrüßt bis zum Umfallen!

Das ist durchaus wörtlich zu nehmen.

Wenn der Nächste, zum Beispiel der Nachbar, seit Wochen nicht gesehen wurde und es aus seiner Wohnung bereits herzerweichend stinkt: Die Überlebenden wissen von nichts.

Außer danach, im Interview mit einem Reporter:
Schade um ihn, so ein netter Mensch. Er hat immer so freundlich gegrüßt.

Dass sie oder er seit Wochen nicht mehr gegrüßt haben, weil sie schlicht und einfach tot waren, tut dem sozialen Bedürfnis keinen Abbruch.

Wer in Österreich sich integrieren will, also Grundwerte der Stufe drei einhalten will, der grüßt!

In diesem Sinn:
Grüß Gott, Servus oder zumindest: Hallo!

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