Der pädagogische Pöbel

Alles gut bei euch da unten?

Alles gut bei euch da unten?

Erinnern Sie sich noch? An den netten Herrn Thomas Sch.? Ist angesichts der vielen Korruptionsfälle der letzten Tage ziemlich schwer.

Jedenfalls: Er wollte seinen Diplomatenpass zurück, den er aus unerfindlichen Gründen hatte.

 

Das Weltbild der ÖVP

Er wollte nicht mit dem gemeinen Volk, das ihn demokratisch indirekt gewählt hatte, nichts zu tun haben.

Oh Gott, reisen wie der Pöbel!“ Ein Behördenweg gefiel Thomas S. auch nicht: „Ich hasse euch dass ich da herkommen muss zu diesen Tieren für Strafregister.“
Der Mann meinte zu einer Finanzbeamtin auch:
„Vergiss nicht – du hackelst im ÖVP Kabinett!! Du bist die Hure für die reichen (sic!)!“

Das klingt eher nach Mafia als nach einer demokratischen Partei. Ist das tatsächlich das Weltbild der Konservativen?
Vieles deutet darauf hin. Etwa die Aussage der Landeshauptfrau in Niederösterreich:
„Rote bleiben Gsindl! Schönen Schitag!“

Die Dame entschuldigte sich danach wortreich, die gelernten Österreicherinnen und Österreicher wissen, was von solchen Entschuldigungen zu halten ist: Nichts.
Der Altpolitiker Khol, genannt der heilige Anderl aus Tirol, meinte schon vor Jahren, dass er es satt habe, die „roten Gfrieser“ auf dem Bildschirm zu sehen.
Die Wortwahl entspricht der Geisteshaltung der ÖVP: Wir sind die da oben, ihr seid die da unten. Und kusch!
Darum verteilt der neue Bildungsminister € 500,00 an die Führungskräfte der Schulen. Direktorinnen und Direktoren + Administratorinnen und Administratoren bekommen ein kleines Taschengeld für diverse Einkäufe. Die Lehrerinnen und Lehrer bekommen: Nichts.

„Für euch der Pfennig, für sie die Mark.“
So dichtete Kurt Tucholsky 1928. Nur bekommen diesmal die Unteren nicht einmal einen Pfennig.

Beinahe 100 Jahre danach ist diese Einstellung zu einem Markenzeichen der ÖVP geworden.
Jene Menschen, die „an der Front stehen“, wie es so dümmlich in manchen Medien genannt wird, die Lehrerinnen und Lehrer, bekommen nichts.
Die ein bisschen weiter oben stehen: € 500,00.
Ein lächerlicher Betrag, aber immerhin hat der Herr Minister einen kleinen Keil in die pädagogische Truppe getrieben, gemäß dem Leitsatz „Teile und herrsche“.
Eine echte Reform würde selbstverständlich bedeuten: Mehr Einkommen für Lehrerinnen und Lehrer, noch mehr für DGKP und andere, die anderen Menschen helfen.
Aber solche Forderungen sind einer ÖVP-Regierung nicht zumutbar. Die braucht das Geld bekanntlich für jene, die immer reicher werden.

Im Fernsehen (ARD und ORF) läuft übrigens seit gestern die Krimiserie „Euer Ehren“. Ein ehrenwerter Richter wird wegen privater Probleme zum Mörder. Am Ende wird er, erpresst und unterstützt von der serbischen Mafia, Generalsekretär in einem österreichischen Ministerium. Ich hoffe, wir sind in der Realität noch ein wenig von der filmischen Fiktion entfernt.

Einen schönen April wünscht allen
Ihr/euer
Erich Ledersberger

PS: Wer nicht weiß, was DGKP bedeutet, ich wusste es bis vor kurzem auch nicht: Früher nannte mann diese Menschen Krankenschwestern, nun heißen sie „Diplomierte Gesundheits- und KrankenpflgerInnen“. Krankenbruder war den wenigen Männern wohl nicht zumutbar. Schade.