Italien verstehen

Seit acht Jahren, seit Beginn dieses Jahrtausends, beschäftigte sich Kakanien überwiegend mit Österreich, einem Land, das als Reinkarnation von Karl Valentin (leider ein Ausländer, aber irgendwie doch Österreicher) gelten kann.Nun, da Österreich den Weg Irlands beschreiten will, ist es Zeit, sich der Minderheit Europa anzunehmen.
Zeit, nicht nur nach Norden, zu den seltsamen Bayern zu blicken, sondern auch nach Süden.

Dort lebt das Volk der Italiener und das ist mindestens so kakanisch wie Österreich.
Schon vor einigen Jahren kam es manchem seltsam vor, dass die EU über Österreich den „Stab brach“, während in Italien ein seltsamer Mensch namens Berlusconi regierte.
Das soll keine Entschuldigung für die christliche Partei Österreichs, die sich „Volkspartei“ nennt und mit einem Politiker koalierte (Haider ist sein Name), der sich nur an Gesetze hielt, die seinem Geschichtsverständnis entsprachen.
[Aus diesem Grund gibt es bis heute keine zweisprachigen Ortstafeln in Kärnten. Schließlich soll hier „deitsch“ gesprochen werden. Natürlich in der Kärntner Form, die a bißale von da uaspringlichen obwaicht.]

Es soll hier auf die Verhältnismäßigkeit hingewiesen werden: in Österreich ein kleiner Landesfürst, der ein Bundesland namens Kärnten mit einigen Tausenden Menschen in das wirtschaftliche und gesellschaftliche Chaos führt, dort ein Ministerpräsident, der das Gleiche mit einigen Millionen macht.

Zugegeben, ein rein quantitativer Unterschied – aber erweitert um einen qualitativen.
Im schönen Süden – von dem Goethe nur in Metaphern sprach („Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?“) – geht es nämlich noch weniger zivilisiert zu als in Österreich.

Das mag unwahrscheinlich klingen, aber es entspricht der Wahrheit.
Wo sonst in Europa ist es „demokratische“ Wirklichkeit, dass ein Politiker über die Medien herrscht?

Wo sonst in Europa werden Staatsanwälte und Richter als rote Terroristen beschimpft?
Wo sonst in Europa regiert ein Premierminister, der mehrfach angeklagt wurde und die Gesetze so ändern ließ, dass er nicht mehr verurteilt werden konnte?
Wo sonst sitzen 70 Parlamentarier, die vorbestraft sind?

Wer dieses wunderbare Land kennen lernen will, möge den erhellenden Artikel von Petra Reski in der Zeit lesen.

Selten wurde in wenigen Sätzen so genau beschrieben, warum dieses Land in aller Schönheit stirbt.

Oder ist auch das nur ein Wunschgedanke?
Nein, nicht dass dieses Land sterben sollte.
Aber dass in dieser Form ist es untragbar für alle Menschen, die an Demokratie und Gerechtigkeit glauben.

Oder ist die Idee der Demokratie längst tot?
Wer sich im alten Kakanien (= Österreich und seine alten Nachbarn wie Bayern) und im Süden umsieht, könnte das glauben.

Wer hätte je gedacht, dass Spanien – so lange ist der Diktator Franco nicht tot – als Vorreiter der Demokratie und Trennung zwischen reaktionärer katholischer Kirche und Staat gelten kann?
Ich nicht.
Ich wurde eines Besseren belehrt.

Oder bin ich bloß ein Unbelehrbarer, weil Demokratie iin manchen Staaten zu einem Werkzeug für Diktatoren wird?

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