Das Fest für Andreas

Am 20. September war es endlich so weit: das große Fest zu Ehren Andreas Hofers fand in Innsbruck statt. Tausende Menschen versammelten sich, um des Helden zu gedenken. Der hatte bekanntlich nicht nur alle bösen Feinde der Monarchie in die Flucht geschlagen, sondern war auch moralisch gut unterwegs gewesen. Man denke nur an seine wichtige Botschaft an die „Weibersleut“, sich züchtig zu bedecken. Vor allem die gewagten Ausschnitte waren ihm ein Dorn im Auge.

Daher verbot er gleich nach dem Sieg auf dem schönen Bergisel alle Bälle und Feste. Außerdem gab er einen Erlass heraus, in dem es hieß, die „Frauenzimmer“ sollen „nicht mehr ihre Brust und Armfleisch zu wenig und mit durchsichtigen Hadern bedecken“. Die Verschleierung kannte er nicht, so durften die „Frauenzimmer“ weiterhin ihre Gesichter unbedeckt der männlichen Schamlosigkeit ausliefern.

Viele Teilnehmerinnen des Festes im September 2009 erfüllten diese hoch gesteckten Anforderungen leider nicht, sondern offerierten in offenherzigen Dirndln alles, was die Brüste hergaben. Das war bisweilen so viel, dass die Alpen dagegen als pannonische Tiefebene erschienen.

Noch bedenklicher waren Transparente mit eindeutig anti-katholischem Inhalt. Die Forderung „Los von Rom“, also offensichtlich los vom Papst, erfüllte viele mit Gruseln. Ist der Antichrist noch immer nicht in die Flucht geschlagen?

In der vierstündigen Übertragung des ORFs übersahen die Reporter diese traditions- und respektlosen Andeutungen dezent und erfreuten uns mit spannenden Geschichten. Als hätte der 200 Jahre alte Sieg, der schließlich in einer Niederlage endete, vorgestern stattgefunden, berichtete ein Historiker von Dingen, die schon immer alle fragen wollten, sich das aber nicht getrauten.

Anschaulich, als sei er selbst 1809 am Begisel gewesen, schilderte der Mann Scharmützel um Scharmützel, wusste von beinahe jedem Toten die gesamte Verwandtschaft aufzuzählen und nannte den Feind, was er war: der Feind. Mehr will niemand über Feinde wissen, sonst taugen sie bekanntlich nicht zur selbst ernannten Heldenpose. Ohne Feindbild, das wussten schon die alten Römer, sind dem eigenen Denken Tür und Tor geöffnet. Welcher aufrechte Tiroler Hofer- oder Habsburgfan will das schon?

Der offizielle ORF-Reporter unterstützt den Historiker und nahm immer wieder spannenden Bezug zu Wetter, Farbenpracht, Vielfalt – und was es eben an Floskeln gibt, die man sagen muss, weil man was sagen muss.

Kein Wunder, dass der Landeshauptmann mit den Tränen ringen musste. Und alle Zuseherinnen und Zuseher mit ihm. Bisweilen sogar mit den Lachtränen.

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