Die Kandidatin und ihr Helfer

Ich erinnere mich an eine Wahl zum Bundespräsidenten, da stand auf dem Wahlzettel an erster Stelle: Dr. Norbert Burger. Die Kandidaten sind nämlich alphabetisch zu ordnen. Norbert Burger war auch „alter Herr“ – so nennen altertümelnde Vereine alt gewordene Vereinsmitglieder — in einer Burschenschaft, in der auch der österreichische 3. Nationalratspräsident Mitglied ist. Das macht aber nichts, denn dieses Land ist tolerant, solange es um alte Unwerte geht.Norbert Burger gründete 1967 die österreichische NDP, die 1988 wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verboten wurde. Das hinderte ihn nicht, wir sind in Österreich, 1980 zur Wahl zum Bundespräsidenten anzutreten.

Nun gibt es 2010 eine Kandidatin, deren Mann Herrn Burger sehr nahe stand. Aber das macht nichts, es ist ja nur ihr Mann. Sie selbst ist ganz anders. Sie isst lieber Aal.

Ich meine: sie ist liberal. So liberal, dass sie das Verbotsgesetz nicht so super findet. Warum soll man jemandem verbieten zu sagen, dass es keine Konzentrationslager gab, in denen Millionen Juden, Romas, Sintis, Homosexueller, Zeugen Jehovas, Katholiken sogar, ermordet worden sind?

Arbeit macht frei, stand über einem dieser Mörderlager — und wir sind so frei, meint die Kandidatin, dass Freiheit über allem steht. Sozusagen. Nicht immer natürlich. Also wenn da zum Beispiel ein Fremder kommt und in unsere Heimat will: Da hört sich die Freiheit aber auf!

Kein Islam, auf keinem Bam! Nicht mal in der Tram!

Aber nun ist alles anders: Die Kandidatin versicherte eidesstattlich, dass sie nichts gegen das Verbotsgesetz habe. Bei der Vorstellung der Erklärung durften Journalisten zwar anwesend sein, aber keine Fragen stellen.

Das ist aber nicht schlimm, denn die wichtigste Zeitung des Landes, die „Krone“, hat das alles schon gewusst. Österreich ist bekanntlich medial eine Monarchie, die Informationen über den Zustand der Gesellschaft liefert nahezu exklusiv die Kronen Zeitung. Die wenigen anderen Tageszeitungen — es sind etwa so viele wie in Rumänien — finden kaum Leser.

Und weil der König der Krone lieber Barbara Rosenkranz als Bundespräsidentin hätte als den amtierenden Heinz Fischer, unterstützte er die Dame. Aber Zweifel am Verbotsgesetz waren ihm ein bisserl zu viel, also empfahl er seiner Kandidatin die eidesstattliche Erklärung. Was diese auch ganz brav in die Tat umsetzte.

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