Ich bin’s, dein Roboter!

Der sensible Monitor

Nicht nur Bildungsforscher/innen machen sich Gedanken über Kompetenzen, auch im Forschungsbereich HRI, der „Human Robot Interaction“ sind sie ein Thema.

Derzeit saugen Roboter Staub ein, mähen unsere Rasen und waschen Geschirr, aber irgendwie wirkt das alles technisch, also irgendwie unmenschlich.

Noch nie hat mich zum Beispiel mein umherfahrender Staubsauger angelächelt oder sich entschuldigt, wenn er an mir angestoßen ist. Auch mein Computer fährt bisweilen runter, ohne sich davor zu entschuldigen oder mir wenigstens schelmisch zuzuzwinkern, bevor er sich verabschiedet.

Da in Zukunft Pflegepersonal knapp wird, beschäftigen sich viele Unternehmen mit der Herstellung von „Pflegerobotern“. Sie kosten wenig, benötigen keinen Schlaf und sind gewerkschaftlich nicht organisiert.

Ihr großer Nachteil: Sie sind sozial inkompetent!

Das kommt bisweilen auch bei Menschen vor, bei Robotern ist es derzeit leider der Normalfall. Um das zu ändern, arbeiten Forscher emsig daran, emotionale Maschinen herzustellen. Ein deutsch-französisches Team fand bereits heraus, dass es verdammt schwer ist, auch nur einige Komponenten von Höflichkeit in die Maschine zu integrieren, etwa den richtigen Abstand zum menschlichen Gegenüber.

Klar ist derzeit nur so viel: Einfach ist es nicht, einer Maschine soziale Kompetenz zu vermitteln. Aber das ist ja auch bei Menschen nicht so einfach.

Und ob das wirklich nett wird, wenn Computer menscheln? Vor mehr als zehn Jahren habe ich für das Schweizer Radio diesen Beitrag geschrieben.

Guten Morgen

Am Morgen, der Wecker klingelt.
Genauer gesagt: er flüstert mit erotischer, weiblicher Stimme:

Frau „Wecker“:
Mmmm …. ah … guten Morgen … Liebling! Zeit aufzustehen!

Mann:
(widerwillig) Nein, nicht so früh.

Frau „Wecker“:
Komm, sei lieb.

Mann:
Jeden Tag das Gleiche.

Frau „Wecker“:
(verführerisch) Du kannst ja noch ein wenig bei mir bleiben. … Aber nicht lange! Du kannst mich ja ein wenig streicheln, das macht dich sicher munter.

Mann:
Nein! Ich muss ins Büro!

Frau „Wecker“:
Schon gut. Ich lasse dich. Vielleicht hast du am Nachmittag Zeit für mich. (Sehnsuchtsvolles Seufzen.)

Schlurfende Schritte, in der Küche — die Espressomaschine wird eingeschaltet

Frau „Espresso“:
Guten Morgen. Möchtest du einen Espresso?

Mann:
Gerne.

Frau „Espresso“:
Davor musst du mich aber ein bisschen drücken …

Mann:
Ja, aber ganz schnell.

Frau „Espresso“:
Diese Männer! Es muss nicht alles schnell gehen! Sei doch ein bisschen zärtlich. Du behandelst mich wie irgendeinen Gegenstand. Sei ein bisschen lieb zu mir.

Mann:
Nicht vor dem Zähneputzen …

Frau „Espresso“:
Sei nicht so ordentlich. Lass dich gehen. Greif mich einfach mal an. — Ja, ah. So ist es gut.

Leises Zischen des Kaffeeautomaten.

Frau „Espresso“:
Ah … das tut gut.

Mann:
Ich muss jetzt weiter machen.

Frau „Espresso“:
Schade!

Mann geht ins Badezimmer.

Frau „Bürste“:
Endlich! Ich warte schon seit Stunden.

Mann:
Du übertreibst. Es ist erst sieben Uhr.

Frau „Bürste“:
Du hast keine Ahnung von meiner Sehnsucht. Du liebst mich nicht wirklich.

Mann:
Natürlich mag ich dich.

Frau „Bürste“:
Siehst du — du magst mich bloß. Das ist aber nicht Liebe. Liebe ist mehr als mögen. Mögen kann man auch einen Hund. Oder eine Katze.

Mann:
Bitte! Keine Diskussionen am Morgen.

Frau „Bürste“:
Typisch. Am Morgen hast du keine Zeit, tagsüber bist du nicht da und am Abend müde. Ich bin dir völlig gleichgültig.

Mann:
Nicht schon wieder schmollen! Gib mir einen Kuss.

Frau „Bürste“:
Ausnahmsweise.

Leises Schnurren der elektrischen Zahnbürste.

Frau „Bürste“:
Du hast Mundgeruch.

Mann:
Sehr charmant. Ich muss in die Arbeit.

Frau „Bürste“:
… und weg ist er. So habe ich mir das Zusammenleben mit einem Mann nicht vorgestellt.

Mann schlurft in die Küche, holt sich ein Toastbrot.

Frau „Toast“:
Endlich! Komm, greif mich an.

Mann:
Ja, schon gut.

Frau „Toast“:
Ich mach dich heute heiß, komm.

Mann:
Ja, schon gut, hier hast du das gute Stück.

Frau „Toast“:
Oh, oh … endlich.

Einschaltgeräusch.

Frau „Toast“:
Dein Stück ist heute aber sehr dick!

Mann:
Ich bin hungrig.

Frau „Toast“:
Ich auch. Komm, gib mir ein zweites.

Mann:
Ich will heute nur eins!

Frau „Toast“:
Ja, ich will auch nur eines. Immer das Gleiche. Morgens, mittags, abends.

Mann:
Genug, gib her. Einmal muss Schluss sein.

Frau „Toast“:
Noch ein bisschen. Jetzt ist es so schön warm.

Mann:
Gib endlich her! Ich muss ins Büro!

Frau „Toast“:
Ohhh, du bist unmöglich. Jetzt, wo es so schön war. — Ah. (seufzt wohlig)

Mann:
Ja, es war ganz schön. Wirklich, ganz toll. Aber jetzt will ich in Ruhe frühstücken und in die Arbeit.

Frau „Espresso“:
Ja, lass ihn doch endlich in Ruhe frühstücken. Immer willst du nur das Eine!

Frau „Toast“:
Das musst ausgerechnet du sagen, wo du jeden Tag schon um 5 Uhr darauf wartest, dass er zu dir kommt!

Frau „Espresso“:
Bist du etwa eifersüchtig, weil er immer zuerst zu mir kommt? Ich bin ihm eben wichtiger als du.

Frau „Toast“:
Pah, du bist doch nichts weiter als eine schaumschlagende Wichtigtuerin …

Frau Eierkocher:
Wo bleibt mein Ei?

Mann:
Ruhe! Oder ich schalte den Hauptschalter aus! Nicht auszuhalten! — Herrgott, wenn ich gewusst hätte, was es heißt, eine EDV-Wohnung zu kaufen, hätte ich lieber geheiratet!

Stimmengemurmel.

Alle durcheinander:
Na, hat der eine Ahnung. — Lieber geheiratet, wenn der wüsste. — Gut, dann sagen wir eben nichts mehr. — Fortschrittsverweigerer! — Weichei!