Im Prater

2016-07-10_kakanien_prater

Prater 1925, gesehen im Wien-Museum

Es gibt einen österreichischen Schriftsteller namens Felix Salten, der ein rührendes Märchen geschrieben hat.

Es hat den Titel „Bambi“.

Er schrieb auch einen Pornoroman mit dem Titel
„Josefine Mutzenbacher“.

 

 

Der Prater: fast die ganze Welt

Kein Wunder, dass der Mann den Prater mochte. Hier fand er beides: zarte Märchenwelten und harten Sex.

So gesehen hat sich nicht viel geändert: Hier gibt es noch immer die älteste „Hochschaubahn der Welt“, in der ich als Kind gesessen bin und immer wieder und wieder noch einmal fahren wollte. [Zum Leidwesen meiner Eltern.]
Und hier gibt es nach wie vor jene Damen, die langsam die Wege auf und ab gehen. Meistens nicht freiwillig, sondern weil ihre „Freunde“ das so wollen.

Und viele halten es wohl noch immer so, wie es damals war:
„Einfach, wie nirgendwo anders sonst, enthüllten sich hier die einfachen menschlichen Triebe. Die Lust des Weibes am Manne. Die Lust des Mannes am Weibe.“

So beschrieb es Felix Salten in seinem Buch „Wurstelprater“ 1911.
Es wurde 2004 wieder verlegt, im Original-Layout und mit den alten Fotos von Emil Mayer.

Nach 250 Jahren hat der Prater nichts von seiner Attraktivität verloren. Vieles ist anders geworden. Das ist normal, schließlich ist die Welt eine andere geworden.

Wir haben glücklicherweise keinen Kaiser mehr. Wir alle dürfen unsere Vertreter wählen, nicht nur 3% der Bevölkerung, wie das noch 1890 der Fall war.

Frauen waren damals übrigens nicht wahlberechtigt. Ebensowenig wie Männer, die kein Vermögen hatten. Der Kaiser wusste, wem er vertrauen konnte.

Heute ist alles lauter geworden. Die Schreie der Mädels gellen bis ins Stuwerviertel, wenn sie in seltsamen Gefäßen sitzend in die Höhe geschleudert, um die eigene Achse gedreht werden. Gegen ihr Schreien kommen die Jungs kaum an. Oder ist das, weil sie echte Männer sind und keine Angst haben?

Die Musik hämmert. Vor allem am Wochenende.

 

Der müde Prater

Am Montag Vormittag ist es hier still. Als ruhen sich Geisterbahn, Pferdekarussell und Ringelspiel aus von der anstrengenden Arbeitswoche.

Dann gehe ich gerne durch den Wurstelprater, der als Volksprater gegründet wurde und bürokratisch noch immer so heißt.

Und auch wenn sich der Name Prater möglicherweise von lateinisch pratum = Wiese ableitet, liebe Verantwortliche:
Lasst doch das Oktoberfest auf der Wies’n in München! Danke.

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