Weihnachtstipp

Ausverkauf des Weihnachtsmannes

Ausverkauf des Weihnachtsmannes

Manchmal schaffe ich es nicht, dem jährlichen Einkaufswahnsinn zu entkommen, so auch am Samstag.

Im Zentrum Innsbrucks rammt mir ein Mann eine seiner beiden volle Geschenketaschen aufs Schienbein.

 

„Tschuldige“, brummte er missmutig und wankte, schwerbeladen mit seinen glücksbringenden Lasten, weiter. Der Arme, dachte ich. Wahrscheinlich ist er Angehöriger einer Großfamilie und muss für alle einkaufen.

Aber wenn ich schon mal in der größten Geschäftsstraße der Stadt bin, warum nicht selbst einen Atemzug von der besinnlichen Zeit inhalieren? Das Fest der Liebe teilen mit Gleichgesinnten? Ich blicke ihnen in die Augen, voller Erwartung und Freude. Aber der einzige Mensch, der mich anblickt, ist der Sammler von irgendeiner Spendenaktion.

„Hallo!“, ruft er freudig aus. „Wie geht’s? Mein Name ist Bertl. Wie heißt denn du?“

Nein, ich will keinen Einzugsauftrag unterschreiben, auch keinen Dauerauftrag, ich möchte bloß die Freude auf die ruhigste Zeit des Jahres mit anderen teilen. Leider sieht mir niemand in meine erwartungsvollen Augen. Alle rennen panisch durch die Gegend, telefonieren und brüllen Fragen in ihre Handys, offenbar steht nicht die Geburt Jesu‘ vor der Tür, sondern der Weltuntergang.

Und weil Panik weder gesund noch christlich ist, hier mein Weihnachtstipp. Kostenlos, ganz ohne Einzugsauftrag!

Wir haben vor Jahren, als die Kinder das waren, was man „erwachsen“ nennt, familienintern beschlossen, einander nichts zu schenken. Abgesehen von einem Buch.

Zu Weihnachten gibt es gutes Essen, das eine Buch für die oder den Beschenkten – und dann reden wir miteinander. Für den Fall, dass uns nichts einfallen könnte, gab es früher einen Plan B, ein Spiel. Wir haben es noch nie gebraucht.

Ein Buch zu Weihnachten reicht, den Rest kann man jenen spenden, die keine überflüssigen Dinge brauchen, sondern ein Essen und ein Dach über den Kopf. Mein Favorit ist der Entwicklungshilfeklub.

Was das Buch anlangt: Es muss nicht unbedingt das Buch „Als mein Ich verschwand“ sein.

Kann man aber trotzdem kaufen. Oder „Ich bin so viele“. Oder ein anderes.

Etwa in der Wagnerschen Buchhandlung in Innsbruck oder in Wien in der Kalvarienbergstraße, beim bookpoint.

Das Wichtigste: Beruhigt euch alle!
Die meisten Geschenke, die gestresst gekauft werden, sind überflüssig.
Miteinander reden, essen, trinken, von mir aus auch singen: Das ist Weihnachten.

PS: Wir haben auch keinen Baum ermordet, sondern einfach den kleinen Blechbaum verwendet, den wir vor vielen Jahren gekauft haben. Wir finden ihn ausreichend weihnachtlich.