Analogkäse aus Österreich

Das berühmte Sommerloch verlangt vor allem nach Stopfung. Assoziierte früher, als Tierschützer und -innen nur pränatal existierten, der Gourmet damit die Gänsestopfleber, muss er heute mit Analogkäse vorlieb nehmen.Analogkäse ist das, was Politiker (und ebenfalls vermehrt -innen) dem Sommerloch geben, damit es verschwindet und der Ebene ihrer Gedanken Platz macht.

In diesem Sinn hat das Jahr 2009 einen Aufschwung der Sonderklasse hingelegt! So viel politischen Käse gab es schon lange nicht.

Finanzanalogkäse
Die ÖVP schlägt den ehemaligen Finanzminister Molterer als österreichischen EU-Kommissar vor. Zwar weiß niemand, welches Ressort Österreich bekommen soll, aber Herr Molterer (früher „Bruder Willi“ genannt, weil er so fromm wie fröhlich ist) kann alles. Selbstverständlich auch den Finanzkommissar! Bruder Willi hat schließlich munter drauflos gezockt und ein paar Millionen Euro Steuergeld versenkt, aber alles „in bester Absicht und mit gutem Gewissen“, wie er in einem Interview treuherzig sagte.

Die SPÖ ist stimmenstärkste Partei des Landes, hat aber gleich nach ihrem Wahlsieg auf eine Nominierung verzichtet. Wahrscheinlich, weil sie keinen so gut qualifizierten Kandidaten vorweisen kann.
Wo niemand sich auskennt, werden skurille Koalitionen zur Gewohnheit. Neues Paar bei „political dancing stars“:
Ministerin Fekter (ÖVP) und Pepi Czap (SPÖ). Frau Fekter, von alten Freunden „Betonmary“ genannt, will mehr Kontrolle über die Staatsanwälte. Sie ist zwar Innenministerin und nicht Justizministerin, aber Kontrolle muss sein, auch über andere Ministerien.

Weil man weiß, was „kommunistische Staatsanwälte“ (siehe Berlusconis Italien) alles anrichten können, sollen die österreichischen Staatsanwälte vom Parlament kontrolliert werden. Am besten bereits vor ihrem Tätigwerden.

Peter Westenthaler, BZÖ-Abgeordneter und von Gerichten wegen diverser Vergehen angeklagt, ist hellauf begeistert. Schließlich sei schon heute „politische Willkür“ quasi an der Tagesordnung.
Und so fand auch Josef Czap den Vorschlag interessant. Warum, hat er nicht erklärt, aber wer will das schon wissen? Hauptsache, das Sommerloch ist wieder kleiner geworden.
Koalitionsanalogkäse
Nachdem sich herausgestellt hat, dass Grasser (der Mann war einmal Finanzminister und warb später für Meinl-Aktien, die sich dem Wert Null nähern) mit seiner tollen Idee, die Renten durch Aktienspekulationen zu sichern, durchgefallen ist, kommen immer neue Verluste ans Tageslicht. Selbstredend Verluste von Steuergeld. Verantwortlich bisher in erster Linie ÖVP-Wirtschaftsexperten.
Endlich aber Licht am Ende des Tunnels: Die Stadt Wien (SPÖ) hat sich ebenfalls verspekuliert! Nicht enden wollende Freude beim Koalitionspartner ÖVP. Geteilte Dummheit ist offenbar halbe Dummheit – keinesfalls übernimmt jemand die Verantwortung.

Sprich: Rücktritte stehen nicht zur Diskussion
Andere Nationen mögen Krieg führen, du, glückliches Österreich, schweige.

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