Schön schreiben war gestern

Der Untergang des Abendlandes setzt sich fort: Finnland will die Handschrift abschaffen!

Und die Schweiz die Schnürlischrift, in Österreich (= #Kakanien) Lateinschrift genannt!

Deutsche Bildungsexperten sind entsetzt.

 

 

 

Schreibschrift abschaffen?

PISA-Sieger Finnland hat es vorgemacht, die Schweiz zieht nach, das Ende der (Schreib)Kultur ist nahe. Zumindest nach Ansicht mancher Bildungsexperten in Deutschland.

„Den Kindern darf unter dem Dach der Schule auf keinen Fall eine Beschränkung ihrer motorischen Fähigkeiten zugemutet werden,“ warnt etwa Udo Beckmann, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erzeihung im SPIEGEL. Verzeihung: Erziehung. Selbst auf der Tastatur der SPIEGEL-Redakteure sind Fehler möglich.

In der Schweiz sieht man das entspannter. Unsere „Lateinschrift“ heißt dort „Schnürlischrift“, woraus leicht zu erkennen ist, dass selbst Nachbarländer, die scheinbar die gleiche Sprache benutzen, kommunikativ Probleme haben.

Die Schnürlischrift wurde in der Schweiz übrigens vor etwa 70 Jahren eingeführt, vorher schrieb man und lernten die Kinder die Kurrentschrift.

Moment!

War das nicht jene Schrift, mit der meine Eltern geschrieben haben?

Und begann bereits damals, mit der Abschaffung der Kurrentschrift, das Ende der Schreibkultur?

Oder ist die Abschaffung der Schreibschrift gar kein Problem?

Andreas Schwald beschreibt das Erlernen der Schnürlischrift im Online-Magazin barfi.ch als Lernhindernis und erinnert daran, dass vor nicht allzu langer Zeit Linkshändern noch der linke Arm festgebunden wurde, damit sie mit der „schönen Hand“ schreiben, selbstverständlich mit der Schnürlischrift.

Die Aufregung über deren Abschaffung hielt sich in der Schweiz und in Finnland in Grenzen.

Es ist nämlich so, dass sowohl in Finnland als auch in der Schweiz weiterhin das Schreiben unterrichtet wird, aber „nur“ mehr mit Druckbuchstaben. Also mit jenen Schriftzeichen, die am Computer, Tablet und Handy zur Verfügung stehen.

Der Präsident des deutschen Lehrerverbandes sieht das anders, er befürchtet „Probleme mit der Gedächtnisleistung, wenn Kinder beim Schreiben motorisch weniger gefordert werden“.

Damit meint er nicht die tägliche Sportstunde, wie sie seit Jahren in Österreich selbstverständlich ist, ich meine: seit Jahren selbstverständlich gefordert wird, sondern die Förderung der Fingerelastitzität durch die Lateinschrift.

Norbert Frühmann vom oberösterreichischen Schulmuseum in Bad Leonfelden sieht die Sache im Gespräch mit ORF.at ähnlich.

Fördern geschickte Finger die Intelligenz?

Wissenschaftliche Beweise dafür existieren nicht. Und wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, war ich unendlich froh, ab der Oberstufe nicht mehr fürs „Schönschreiben“ benotet zu werden.

In diesem Sinn: Die Welt wird trotz Abschaffung der Schnürlischrift oder auch der Lateinschrift nicht untergehen!

Eine schöne Woche wünscht euch allen
Erich Ledersberger