Arme vor die Brust!

Sport ist wichtig!

Sport ist wichtig!

Früher betrieben viele Menschen unterschiedliche Sportarten, weil sie einfach Freude machten. Das hat sich in Zeiten des perfektionierenden Kapitalismus geändert.

Freude soll offiziell alles machen, in Wirklichkeit ist alles eine einzige Quälerei.

Monolog eines typischen Vertreters.

 

Am Sportplatz

Ich hasse Sport. Der Geruch des Schweißes, der an den Wänden klebt. Salben, auf die Haut gespachtelt wie Mörtel auf Mauern.
Es hilft nichts, ich muss laufen. Schweißperlen auf der Stirn. Mich graust es, wenn sie heruntertropfen, in meine Augen rinnen.
Noch vier Runden, danach in die Kraftkammer.
Armtraining.
Das ist wichtig für meine Arbeit.

„Eins zwei eins zwei.“
Mein Personal Coach hilft mit. Ohne ihn könnte ich es nicht schaffen. Ich würde lieber essen und trinken statt Gewichte zu heben.

Jetzt unter die Dusche. Wer hat schon wieder seine Haare in den Abfluss gespült?
So geht das nicht! Susi muss das abstellen.

Noch ein Kontrollblick auf die Waage. 75 Kilo, das passt.

Was stinkt denn hier so? Irgendwer muss doch diesen Geruch von Schweißfüssen entsorgen können!

Und was soll das Patchouli-Shampoo hier?
Wo ist mein Zitronengel? Und mein Egoiste?
Hier muss Ordnung geschaffen werden!
So, die Haare passen.

Der Visagist wartet bereits. Der Mann gefällt mir, aber ich muss mich konzentrieren.

Hände öffnen!
Arme zwischen Nabel und Brustbein!
Die Journalisten warten.

Kanzler sein habe ich mir anders vorgestellt.