12. Februar 1934 – war da was?

Bomben aus Schweden?

Nein, es waren nicht die Schweden, die 1934 Arbeitersiedlungen bombardierten, es war das österreichische Bundesheer.
Der Feind, die Sozialdemokratie, war waffentechnisch klein, da war leicht tapfer sein. (Später, als die vielen Deutschen kamen, war das Heer bescheidener und gliederte sich geschmeidig in die deutsche Wehrmacht ein.)

Noch sind keine 100 Jahre vergangen, schon herrscht zwischen den österreichischen Feinden von damals und den jetzigen Koalitionspartnern SPÖ und ÖVP eitel Freude und Sonnenschein. Das Jahr 1934 sei 80 Jahre später eine „Mahnung für die Zukunft“ (Vizekanzler Spindelegger, ÖVP)  und man habe „Gräben zwischen beiden Parteien überbrückt“ (SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder).

Die „Aufarbeitung“ hat leider weitgehend ohne Verarbeitung stattgefunden. Einen Hinweis geben zum Beispiel die Postings einiger PRESSE-Leser. Hier werden Geschichtskenntnisse geboten, die sich von der Lügenlegende des Ritualmordes am Anderl von Rinn kaum unterscheiden.

Ein Schreiber verstieg sich gar zu der Behauptung, dass man die 1930er Jahre „als einen Krieg sieht gegen die Buerger Oesterreichs, den die Sozialisten … mit Terroranschlaegen (bis zu 200 PRO TAG) und dann eben mit militaerischer Gewalt … durchgefuehrt haben.“

Kein Wunder, sind im schulischen Geschichtsunterricht die Jahre 1934 bis 1938 ein Tabuthema, das mindestens so unangenehm ist wie Sodomie oder so unbekannt wie Pädophilie in katholischen Internaten.

Man solle „keine Gräben aufreißen“, alle waren „irgendwie schuld“ und jedenfalls: Opfer.

Österreich, jener Staat, der nach 1945 nichts mit Rassismus und Massenmord der Nazis zu tun haben wollte, verdrängte auch den Austrofaschismus.

Dollfuß, jener christlich-soziale Kanzler, der die Demokratie abschaffte und Sozialisten auf der Bahre zum Henker bringen ließ, wird noch heute von seiner Nachfolgerin, der ÖVP, als ein nahezu Retter der Demokratie gefeiert.

Die Argumentation, Täter zu Opfern zu machen, kommt ziemlich windschief daher, aber man bemüht sich nach Kräften. Das muss auch Peter Huemer in einem Standard-Artikel anerkennen.

Mein Vater würde sich jedenfalls auch wundern. Er ließ mich Anfang der 50er Jahre taufen. Nicht, weil er gläubig war, sondern weil er „es gut mit mir meinte“, wie er mir später gestand.

„Die kommen wieder“, war seine Befürchtung. „Die“, das waren die Heimwehr und die Christlich-Sozialen, die seinen Bruder nach Wöllersdorf geschickt hatten und meinen Vater in die Arbeitslosigkeit – wie übrigens viele seiner Genossen.

Wer damals nicht katholisch war, war nicht erwünscht, war ein „Vaterlandsverräter“. Vier Jahre später verrieten die „Heimattreuen“ nicht nur die Heimat, sondern auch ihre jüdischen Nachbarn. Der Austrofaschismus war die Vorbereitung für den Nazi-Faschismus.

Über all das soll das gnädige Vergessen rinnen wie dicker Honig. Auf dass nicht nachgedacht werde und nichts gelernt aus der Geschichte.

Was dann passiert, hat George Santayana so formuliert:

„Those who cannot remember the past are condemned to repeat it.“) http://de.wikipedia.org/wiki/George_Santayana

Frei übersetzt: Wer aus der Geschichte nichts lernt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.

Bitte nicht! — Danke.