Sicherheit oder Vernunft?

Wie groß ist die Distanz zwischen Affe und Mensch?

Foto von Heribert Corn, ausgestellt auf dem Gelände der WU Wien

Sebastian Fiedler vom Bund Deutscher Kriminalbeamter brachte mich bei einem Interview im ZDF zum Nachdenken.

Die Angst in der Bevölkerung steigt, die Sicherheit wächst – aber warum soll das eine mit dem anderen zusammenhängen, fragte er in der Sendung.

 

Kein Zusammenhang

„Wie lässt sich denn erklären, dass laut Statistik immer weniger Straftaten begangen werden und die Bevölkerung immer mehr Angst um ihre Sicherheit hat?“, fragte Dunja Hayali und der Kriminalbeamte antwortete:
„Das ist eine meiner Lieblingsfragen, weil sie suggeriert, das eine hätte etwas mit dem anderen zu tun. Ich weiß gar nicht, wie man überhaupt darauf kommt. Es gibt keine einzige wissenschaftliche Untersuchung, die so etwas beweist.“

Mir fielen die Schuppen aus den Haaren, hätte meine #ALF (= AllerLiebsteFrau), die geniale Designerin neuer Sprichworte, wohl gesagt.

Warum sollte eine schlichte Tatsache sich auf das komplizierte emotionale Innenleben der Menschen auswirken?

Tatsächlich habe ich noch selten erlebt, dass Menschen ihre (Gefühls)Meinung ändern, bloß weil sachliche Argumente dagegen sprechen.

 

Statistiken lügen

Als ich einem pensionierten Polizeibeamten, der hinter jeder Ecke von Tirol einen Wüstling oder mindestens Dieb witterte, die Zahlen des Bundeskriminalamtes zeigte, brummte er zuerst missmutig und ergänzte dann: „Alles gefälscht.“
Auf meine Frage, ob er denn in seiner aktiven Zeit auch Statistiken gefälscht habe, wechselte er das Thema.

Des Menschen Glaube ist sein Himmelreich (und manchmal die Hölle) und gegen den Glauben ist kein Kraut gewachsen. Gäbe es nämlich einen Zusammenhang zwischen Glaube und Wirklichkeit, dann hätten Religionen einen schweren Stand.

Wer könnte bei klarem Verstand glauben, dass im Himmel 72 Jungfrauen auf einen Märtyrer warten?
Oder dass der liebe Gott Bluttransfusionen verboten hat?
Oder dass eine junge Frau nach der Geburt ihres Sohnes Jungfrau geblieben ist, weil dieser durch einen Geist gezeugt worden ist, der in etwa einem Drittel Gottes entspricht?
Oder dass man Buben acht Tage nach ihrer Geburt beschneidet, damit sie mit einem ganzen Gott verbunden sind?

Das sind bloß drei Beispiele von vielen Kuriositäten der Mainstream-Religionen. Die „neuen Religionen“ versuchen verzweifelt, sie zu übertreffen. Da gibt es Gruppen, die daran zweifeln, dass die Erde eine Kugel ist, andere glauben an die Heilung durch die Kraft des Mondes, der Sonne, der Bäume oder sonstwas und viele, dass Impfungen gegen Masern bloß eine Verschwörung der Pharmaindustrie sind, um die Profite zu steigern.

 

Vernunft? Nein, danke

Sachliche Argumente haben offenbar keine Auswirkungen auf das Verhalten und Denken der Menschen, entscheidend ist die Angst, jenes dumpfe Gefühl von lustloser Erregung ohne konkreten Anlass.

Fritz Riemann charakterisiert in seinem Buch „Grundformen der Angst“ vier Grundängste, eine davon ist die diffuse Angst vor Veränderung, die geradezu ein Charakteristikum unserer Zeit ist.

Was also tun mit jenen, die Angst haben vor Mord und Totschlag, die in unseren Breiten bloß in Filmen täglich passieren?

Ich habe keine Ahnung. Aber ich werde ja noch fragen dürfen.
Vielleicht hilft bei Antworten auch das Foto von Heribert Corn, das einige Zeit vor der WU Wien zu sehen war.

Schöne Tage im Advent
euer/Ihr Erich Ledersberger