Zeitungen in Österreich

Pferde betrachten TT

Die Medienlandschaft Österreichs (=Kakaniens) ähnelt bekanntlich einer Wüste. Schon Kurt Tucholsky merkte vor etwa 100 Jahren an, dass es hierzulande unmöglich ist, eine gute Zeitung zu machen.

Eine der ulkigsten Erscheinungsformen dieser Aussage ist die TT, die Tiroler Tageszeitung. Sie erscheint täglich und war, zumindest bis vor einigen Jahren, eine einigermaßen seriöse Regionalzeitung. Dann ließen die Eigentümer sich dazu hinreißen, Design und Inhalt zu „relaunchen“. So nennt man heutzutage die Anpassung an den „Zeitgeist“, den niemand so genau kennt. Aus ökonomischen Gründen scheint er jedenfalls sehr wichtig zu sein.

Irgendein „think tank“ – auch so ein unklarer Begriff, der für alles herhalten muss, was nicht funktioniert – kam auf die Idee, eine neue Zeitung zu gründen. Sie hieß originellerweise „Die Neue“ und war sehr bald sehr alt. Keine/r wollte sie und so starb das Kind der TT bereits in jungen Jahren.

Seither dümpelt die TT vor sich hin und bemüht sich verzweifelt, Leser und -innen zu gewinnen. Auf diese Weise bekam ich, mit dem Auto unterwegs, eine „TT-KOMPAKT“.

Die Ampel war rot, ich saß wehrlos in meinem Auto und konnte dem netten Kolporteur nicht widerstehen: Die Zeitung landete auf dem Beifahrersitz.

Zuhause angekommen gebot meine Neugier, das Blatt zu lesen. Was ich vorfand, erfreute mich:

„Fans wollen Heiligsprechung“

„Neuer Schützenchef ist für Tiroler Lösung“

„Prächtiges Finale für das Gauder Fest“

„Bei Alkohol-Unfall 15 Meter abgestürzt“

„Rotes Kreuz versorgte 100 Guette-Fans“

Leute, das geht ins Gemüt! Und so mühte ich mich durch die Texte und fand heraus:

Die Fans wollen nicht Messi heiligsprechen, sondern einen Ex-Papst.

Der neue Schützenchef ist kein Tiroler, sondern ein Italiener.

Beim Gauder Fest wurden für 30.000 Besucher 600 Hektoliter Bier verbraucht. Das ergibt zwei Liter Bierkonsum pro Besucher. Kein Wunder, dass das Rote Kreuz viel zu tun hat.

Da erscheint der Titel „Raddieb mit Haschisch im Hut erwischt“ direkt harmlos.

Kakanien: ein einziges Volksfest. Oder was die TT dafür hält.

5 Gedanken zu „Zeitungen in Österreich

  1. georg rainalter

    [1] Verwaltungs- oder Selbstverwaltungseinheit eines Staates ODER (!!!) [2] Region außerhalb des kulturellen und politischen Zentrums eines Landes (häufig abwertend im Sinne von rückständig gemeint) = Provinz. und damit erklärt sich meine meinung, dass die tt, und im speziellen dieses aus der hüfte geschossene tt-kompakt-Missverständnis, eine provenzielle, da zumindest rückständige „zeitung“ ist.
    und jene wirklichkeit die in der tt steht, weigere ich mich zu glauben. ich kann sie ja nicht mal fühlen.

  2. Kakanien

    Provinziell im Sinne von „engstirnig“? Oder im Sinne von „die Provinz betreffend“? (Duden)
    Aber abgesehen von den verschiedenen Bedeutungen des Wortes „Provinz“ halte ich Beschreibungen der Wirklichkeit nie für sinnlos.
    Andernfalls gäbe es keine Bücher.
    Und keine Bilder.
    Und keine Filme.
    Undsoweiter.

  3. georg rainalter

    Allein darüber zu schreiben was in einem gedruckten „Werbefolter“ steht zeigt doch eine gewisse Provinzialität. Allein wenn man die Fehler in der kompakten TT sieht, weiss man wie sinnlos es ist darüber zu schreiben. Mein Gruss geht an die Moser-Holding, die selbst in ihrem Versuch Dichand-ische Verhältnisse im Namen einer „Tiroler Zeitung“ dilettantisch im schlimmsten Sinne wirkt. Wenn man selbst das tiefe Niveau einer Kronen Zeitung nicht schafft, stellt sich für mich die Intelligenzfrage…..

  4. Kakanien

    Das war doch keine Klage!
    Ich finde die TT echt witzig.
    – Und was den Unterschied zu KRONE und BILD anlangt:
    Tja, darüber können wir echt lang diskutieren. Wollen wir?

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